2008-11-26 14:26:35

EU/Tschechien: Marx, „Europa ist mehr als Zweckbündnis“


RealAudioMP3 „Wir unterstützen den Lissabon-Vertrag, ohne dass wir politische Partei sind. Das ist Sache der Politiker, die Kirche muss nicht Gesetzesvorhaben gutheißen.“ Soweit der deutsche Europabischof Reinhard Marx, Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz bei der Comece in Brüssel und Erzbischof in München.

Das Verfassungsgericht Tschechiens hat an diesem Mittwoch den Weg für eine Abstimmung über den EU-Vertrag von Lissabon freigemacht. Das Parlament kann das Dokument, im Dezember 2007 von den Staats- und Regierungschefs unterzeichnet, damit ratifizieren. Doch Tschechiens Präsident Vaclav Klaus ist dezidierter Gegner des EU-Reformvertrags und nennt das Abkommen von Lissabon eine „fatale Einschränkung der tschechischen Souveränität“. Pikant, da Tschechien zum 1. Januar die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt und dann auch mit Irland verhandeln soll, wo der Reformvertrag in einer Volksabstimmung abgelehnt worden war
Der Vertrag soll die erweiterte und wachsende Europäische Union handlungsfähiger machen. Erzbischof Reinhard Marx ruft dazu auf, Ängste bei Seite zu lassen und nicht nur das Negative zu sehen, sondern auch die Chancen gemeinsamen Handelns.
„Auch das Große, was bisher geleistet worden ist, dass Länder unterschiedlicher Sprache und Kultur friedlich zusammengehen, in einem größeren Ganzen auf Kompetenzen verzichten, rein friedlich, ganz demokratisch, keiner gezwungen... Das ist etwas Großes. Das hat es in der Weltgeschichte noch nie gegeben. Viele Länder in der Welt schauen deswegen auf dieses Projekt, weil eine bessere Zusammenarbeit der Völker notwendig ist, doch die wollen ihre Identität und Geschichte nicht verlieren.“

Subsidiärer Aufbau Europas, ein neues Gemeinwesen, nicht einfach ein Staat, aber auch nicht nur ein loses Bündnis… Was ist die leitende Idee?

„Wir sagen weiterhin, wenn Europa auf seine große christliche Tradition verzichtet, oder wie Johannes Paul II. es oft gesagt hat, seine eigene Seele nicht wieder entdeckt, dann wird das eben nicht gelingen. Vorsichtiger formuliert: Jedenfalls sollten die Politiker und die Länder mit großer Wertschätzung auf das schauen, was vom christlichen Glauben in diesen Kontinent hineingelegt wurde, denn ohne diese Orientierung fehlt es an wesentlichen Grundlagen für die Identität. … Die Kirche sollte ein Motor sein für eine positive Entwicklung Europas, und nicht am Wege stehen und kritisieren, was verkehrt läuft. Die Grundlagen liefern wir auch noch mit, denn das ist ja das Evangelium, denn die Verkündigung des Evangeliums ist ja die größte Aufklärung, die Europa je erlebt hat. Da können wir einiges tun, aber wir sollten es mit dieser positiven Grundausrichtung tun, weil wir Europa tatsächlich als großen Beitrag für eine friedvollere und bessere Welt sehen und nicht nur als ein ökonomisches Zweckbündnis.“

(rv/pm 26.11.2008 bp)








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