2008-11-24 16:42:31

Aktenzeichen: Hl. Maria Bernarda Bütler -
Von den Alpen - zu den Anden
(1848 - 1924)


RealAudioMP3 Eingebettet in den Schweizer-Alpen, befindet sich im Kanton Aargau das kleine Dorf Auw. Hier erblickte Maria Bernarda im Jahre 1848, dem Gründungsjahr des schweizerischen Bundesstaates, das Licht der Welt. Sie war das vierte von acht Kindern. Ihr Leben war still und verborgen und das Evangelium war ihr Leitstern. Mit 19 Jahren trat sie in das Kapuzinerkloster von Altstätten ein, 21 Jahre später wanderte sie mit einigen Gefährtinnen nach Lateinamerika aus. Vor einem Monat - am 12. Oktober 2008 - wurde die Gründerin der Franziskaner Missionsschwestern in Rom heiliggesprochen. Sie ist die erste Heilige der Schweiz - ein Vorbild also auch für unsere heutige Zeit. Ihr Lebensweg und ihre Heiligsprechung sind die Höhepunkte dieser Sendung.

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Eben hörten wir die Heiligsprechungsformel in lateinsicher Sprache, die am 12. Oktober dieses Jahres auf dem Petersplatz im Beisein von Papst Benedikt XVI. verlesen wurde. Wenige Minuten später faßt der Papst vor vielen tausend Pilgern und Gläubigen das Leben der neuen Heiligen in folgenden Worten zusammen:

*Maria Bernarda Bütler hat schon sehr früh die Erfahrung einer tiefen Liebe zum Herrn gemacht. Wie sie sagte, ist es fast unmöglich, das anderen zu erkären,die es selbst nicht so verspürt haben.Diese Liebe führte Verena Bütler - wie sie damals hieß - zum Eintritt in das Kapuzinerinnenkloster Maria-Hilf in Altstätten, wo sie mit 21 Jahren ihr Gelübde ablegte. Im Alter von 40 Jahren empfing sie ihre missionarische Berufung und machte sich auf den Weg nach Ecuador und dann nach Kolumbien. Auf Grund ihres Lebens und ihres Einsatzes für ihre Mitmenschen hat sie mein verehrter Vorgänger Johannes Paul II.am 29. Oktober 1995 als Selige zur Ehre der Altäre erhoben.

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Am Ende der Heiligen Messe auf dem Petersplatz wendet sich Papst Benedikt noch einmal an die versammelten Gläubigen:


*Mit Freude heiße ich alle Gläubigen in deutscher Sprache willkommen. Besonders grüße ich die offiziellen Delegationen und die zahlreichen Pilger aus der Schweiz sowie die Franziskaner-Missionsschwestern aus Maria-Hilf. Die Heilige Maria Bernarda hat ihr Leben ganz dem Herrn anvertraut.Sie ist zu einem Instrument der Liebe Gottes geworden, die sie bis an die Enden der Erde verkündet hat. Nach ihrem Vorbild wollen auch wir uns darum bemühen, den Gott der Liebe und der Hoffnung zu den Menschen zu bringen.Der Herr schenke euch dazu die Fülle seiner Gnade.

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Durch den Rest der Sendung über Maria Bernarda Bütler begleitet uns jetzt die Generaloberin der Missionsfranziskanerinnen, Schwester Consilia Hofer. Die sprachbegabte Chefin der Europaprovinz mit Sitz im vorarlbergischen Frastanz, unweit von Feldkirch, stammt aus Südtirol und gilt allgemein als die Triebfeder auf dem langen Weg Maria Bernarda Bütlers zum Stand der Heiligkeit. Mit anderen Worten: sie stand und steht organisatorisch an vorderster Front und hat - wie sie selbst sagt - immer alles selber in die Hand genommen. Schwester Consilia Hofer - ich erinnere mich gut - Sie sagten uns schon bei der Seligsprechung von Mutter Bütler im Jahre 1997, sehr prägnant, die neue Heilige habe kein außergewöhnliches Leben geführt, sondern das Leben außergewöhnlich gelebt. Was erhofft sich die Generaloberin jetzt von der Heiligsprechung. Ist das Ziel erreicht, oder fängt ein neuer Weg an?

*dass wir ihr nachahmen, dass wir mehr ein inneres Leben führen, dass es für uns ein neues Aufblühen im geistigen Sinne wird und dass wir wirklich wieder zu den originellen Charisma zurückfinden, und das ist die Mission. Dass wir uns wirklich für die anderen einsetzten, die dort leben, wo niemand hingehen will, so wie sie es getan hat.

Schwester Consilia Hofer ist überzeugt, dass Mutter Bernarda selber ihre Heiligsprechung von oben aus in die Hand genommen hat, denn schon bei ihrem Tod hat das einfache Volk von Cartagena in Kolumbien gesagt:

*heute ist ein Heilige gestorben. Sie hat das weitergeführt, durch die Tatsache, dass sie Wunder gewirkt hat. Sie hat ein großes Wunder gewirkt mit einem Kind, das einen Tumor gehabt hat und mit kleineren Wundern. Und jetzt hat sie an einer Ärztin ein Wunder gewirkt. Und die  Leute selber von Cartagena, die armen Leute ,haben sie heiliggesprochen.

Mutter Maria Bernarda Bütler hat in Kolumbien einen hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad erreicht. Es heißt - ein jeder Taxifahrer führe in seinem Wagen ein Bildchen der neuen Heiligen mit. Wie ist das in der Schweiz?

*In der Schweiz ist sie jetzt sehr bekannt, denn sie ist ja die erste Heilige, die erste echte Heilige der Schweiz, die anderen lebten ja vor der Proklamierung der Eidgenossenschaft. Wir machen ja auch sehr viel, damit sie bekannt wird. Sie war früher einmal schon ziemlich bekannt, das ist in letzter Zeit etwas abgeklungen, aber jetzt blüht sie wieder auf.

Bernarda Bütler war nachweislich ein echtes Franziskuskind. Die bekannte Liebe zu den Armen und zur Natur des Franz von Assisi übten auch auf das Leben der Missionsfranziskanerin einen großen Einfluss aus. Sie wäre heute möglicherweise unter den Umweltschützern, vielleicht sogar unter den Grünen zu finden.

*Kann sein, dass sie unter den Grünen zu finden wäre, besonders aber in der Bewahrung der Schöpfung. Sie hat immer Gemüse gepflanzt, hat den Leuten gezeigt, wie man einen Garten anlegt, auch uns Schwestern hat sie das gelernt. Und sie ist immer unter die Armen gegangen und hat geschaut, dass die ein menschwürdigeres Leben bekamen.

Betrachtet man Bernarda Bütler unter dem menschlichen Aspekt, erfährt man, dass sie einen ausgesprochen harmonischen und festen Charakter hatte. So soll sie Demut, Klugheit und bedingunslose Dienstbereitschaft in einer ungewöhnlichen Einheit verkörpert haben. Das sind beinahe schon alle wichtigen sogenannten Kardinalstugenden. Aber da gibt es noch einiges hinzuzufügen:

*Sie war eine gütige Frau, sie war eine verständnisvolle Frau, und das ist, glaube ich, was uns noch fehlt:dass wir uns noch mehr einsetzen, für die ,die keine Stimme haben. Für die ganz Armen, für die, die niemand haben will.

Und: auch die Stimme der Frau müsse vermehrt gehört werden. Das sei auch Bernarda Bütler ein großes Anliegen gewesen; In unserer Gesellschaft fehlt oft das Menschliche, und das bringen gerade die Frauen ein. Frauen leben viel stärker im Jetzt.Und deshalb nehmen sie meist auch viel besser als Männer wahr, was Not tut, sagt Schwester Consilia. - Derzeit gehören der Kongregation der Franziskaner Missionsschwestern von Maria Hilf in Europa noch 83 Ordensfrauen in Österreich und der Schweiz an. Die einstigen Niederlassungen in Italien wurden aufgegeben. Immerhin 720 Ordensfrauen gehören derzeit in Lateinamerika der Kongregation an.Sie wirken in Kolumbien, Venezuela, Ecuador, Peru, Bolivien und auf Kuba. Sie sind hauptsächlich in den Armenvierteln tätig, in Schule und Erziehung, in der Ausbildung von Frauen und Mädchen, in der Betagten- und Behindertenpflege. Der Welthauptsitz der Kongregation befindet sich in Bogota.

Der große Tag der Heiligsprechung von Mutter Bernarda Bütler ist vorbei: Schwester Consilia Hofer steht fast ganz allein auf dem Petersplatz und blickt noch einmal zurück:

*Ich muss Ihnen sagen, dass ich sehr viele Stunden vor ihrem Bild am Petersplatz gestanden bin. Hauptsächlich in der Früh, wenn noch keine Pilger da waren. Und ich habe mit ihr persönlich gesprochen, wie ich immer mit ihr eigentlich persönlich spreche. Ich lege ihr meine Anliegen vor, aber ich danke auch für alles, was sie uns getan hat, was sie der Menschheit gegeben hat, was sie dem ganzen Volk Gottes gegeben hat. Und ich empfehle ihr auch - ganz persönlich - so wie es mir herauskommt, die Menschheit, damit die Menschheit wieder zu Gott findet. Denn nur von dort bekommen wir Frieden, Zufriedenheit und nur dort verstehen wir uns wieder.

Eine Sendung von Aldo Parmeggiani am 23.11.2008

(rv 24.11.2008 ap)







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