Die Finanzkrise ist
Ausdruck einer moralischen Krise der Wirtschaft – deshalb tut die Kirche gut daran,
sich hier zu Wort zu melden. Das sagte der Leiter der Katholischen Sozialakademie
Österreichs Markus Schlagnitweit, vor Journalisten anlässlich des 50. Geburtstags
der Sozialakademie. Eine Neugestaltung der internationalen Finanzarchitektur sei dringend
nötig, so Schlagnitweit. Diese Erkenntnis setze sich langsam durch. Der Priester,
Theologe und Sozialwissenschaftler hat inzwischen beobachtet,
„dass gewisse
Forderungen, die vor einigen Monaten geradezu noch niedergebrüllt wurden, mittlerweile
einen politischen Konsens finden. Also die Stärkung von Kontrollorganen auf Finanzmärkten
etwa.“
Gewisse Praktiken auf den Finanzmärkten seien, so der Leiter der
Katholischen Sozialakademie,
„wirklich zu kriminalisieren und zu verbieten,
weil sie ausschließlich der Profitgier von einzelnen dienen, aber insgesamt desaströs
sind für eine gesunde wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung. Es müssen
im Zug dieser Krise eigentlich auch alle steuerschonenden Finanzparadiese und Steueroasen
geschlossen werden.“
Wenn sich die wohlhabenden Staaten nun zu einer Neuordnung
der Finanzmärkte aufschwingen, seien mindestens ebenso starke Anstrengungen zu fordern
für die Frage der internationalen Gerechtigkeit, vor allem für die Erreichung der
UNO-Millenniumsziele.
„Es ist ein Skandal, wie über Nacht Billiardenbeträge
zur Verfügung gestellt werden zur Sicherung von Banken und Finanzdienstleister, aber
es in den vergangenen Jahren unmöglich war, nur, ich sage: nur 30 Milliarden Euro
weltweit aufzubringen, die notwendig wären, um wirksam den Hunger in dieser Welt bekämpfen
zu können. Das ist eine Zahl, die die UNO selber in ihren Millenniumszielen nennt.“
(kap 23.11.2008 gs)