Die erste Seligsprechung
auf japanischem Boden findet an diesem Montag in Nagasaki statt. 187 Märtyrer des
17. Jahrhunderts rund um den Jesuitenpater Peter Kassui Kibe werden dabei ins Buch
der Seligen geschrieben. Die japanischen Glaubenszeugen können als Lebensmodelle für
christliche Familien und Verkünder des Evangeliums gelten, sagt der Postulator für
das Seligsprechungsverfahren, der Augustiner Fernando Rojo.
„Es handelt
sich um Personen ganz verschiedenen Alters und verschiedener Lebensumstände. Einige
waren wohlhabend, andere Bauern, es sind Alte darunter, aber auch Kinder. Abgesehen
von fünf Ordensmännern – vier Jesuiten und einem Augustiner – waren alle Laien, darunter
Frauen und Kinder. Der Punkt, der sie verbindet, ist genau dieser: Sie starben zwischen
1606 und 1639 für ihren Glauben.“
Die Märtyrer hatten zu Lebzeiten „nicht
für die Verteidigung der Menschenrechte gekämpft, und sie waren auch keine Parteigänger,
die gegen das Regime protestiert hätten“, schreibt die japanische Bischofskonferenz.
Sie waren „ganz einfach Menschen mit einem tiefen und echten Glauben; Menschen, die
ihr Leben für das geopfert haben, woran sie glaubten“. Pater Rojo:
„In
Japan gab es zu jener Zeit eine Epoche, die unserer feudalen Gesellschaft glich. Heimatland
und Familie zählten viel. Gerade der Familienbegriff ist nötig, weil wir diese Märtyrer
sonst nicht verstehen, wie sie sich als Christen heranbildeten, im Kreis der Familie,
durch das Wirken von Laien, Freunden und vor allem der Eltern. Diese Kinder unter
den Märtyrern wurden ganz klein getauft, und ganz klein erlitten sie mit ihren Eltern
das Martyrium.“
Die 188 Märtyrer starben teils unter unvorstellbar grausamen
Foltern.
„Aber wenn wir die Dinge etwas näher betrachten, sind diese Tötungsmethoden
nicht sehr verschieden von solchen, die auch in jüngerer Zeit zur Anwendung kommen.
Denken wir daran: Es war sozusagen Mittelalter. Und Japan ist die Heimat der Kamikaze.
Ich sage nicht, dass diese Christen welche waren, aber es ist ein Volk, das im Leben
stark ist und deshalb auch im Tod stark sein kann, im Leben, das sich hingibt, oder
– gesehen von der anderen Seite – im Leben, das man nimmt.“
Der Seligsprechungsprozess
für die 188 japanischen Glaubenszeugen hatte 1996 begonnen, zum 400. Jahrestag ihres
Martyriums in Nagasaki. Für die Zeremonie im Baseball-Stadium von Nagasaki werden
rund 30.000 Menschen erwartet. Ob auch Japans neuer Regierungschef Taro Aso, ein Katholik,
unter ihnen sein wird, war vorerst nicht bekannt. Die Katholiken stellen in Japan
eine kleine Minderheit dar: Unter rund 127 Millionen Menschen sind 450.000 einheimische
und 550.000 in Japan lebende Katholiken. (rv/zenit 23.11.2008 gs)