Der Streit um die
Karfreitagsfürbitte hält an: Die italienische Rabbinerkonferenz wird nicht am nationalen
Tag für Jüdisch-katholischen Dialog teilnehmen. Zeitgleich begeht sie am 17. Januar
statt dessen einen Tag des Judentums. Zur Begründung führte der Präsident der Konferenz,
Rabbiner Giuseppe Laras, die umstrittene Fürbitte in lateinischer Sprache im so genannten
außerordentlichen Ritus der Messfeiern an. Die Katholiken beten demnach für die „Erleuchtung
der Herzen, damit sie Jesus Christus erkennen, den Retter aller Menschen“. Eine Debatte
um die Anerkennung und den Respekt der jüdischen Religion dauert seit der Änderung
durch Papst Benedikt an.
Der Dialog- und Ökumenebischof der italienischen Bischofskonferenz
mahnt jedoch, den Blick für das Ganze der gemeinsamen Geschichte nicht zu verlieren.
Bischof Vincenzo Paglia: „Diese Entscheidung ist schmerzhaft, aber ich würde
sie nicht allzu nachdrücklich betonen. Der Rabbiner selbst wünscht sich in seiner
Erklärung ja bereits, dass der Dialog wieder aufgenommen und weiter geführt wird.
Wir begehen diesen Gedenktag für den jüdisch-katholischen Dialog dennoch: Es entsteht
zwar eine Wunde, aber wir wünschen uns, dass sie hilft diese unverzichtbare Verbindung
zwischen Juden und Christen noch zu vertiefen.“ Er selbst, so Paglia, stehe
wegen der Fürbitte seit einigen Monaten mit Rabbiner Laras in Kontakt. Die Frage der
„Erleuchtung der Juden“ sei hier endzeitlich zu verstehen, das Wann und Wie werde
Gott anvertraut. Für ihn, so Paglia, sei dieses Problem gelöst. Andere Felder erforderten
die Einigkeit von Juden und Christen: „Leider gibt es noch immer Brandherde
von Antisemitismus. Die sind besorgniserregend und verlangen erhöhte Aufmerksamkeit.
Wir müssen unsere Beziehungen immer mehr intensivieren, um derartige Strömungen im
Keim zu ersticken. Ich möchte deshalb sagen: ,Liebe jüdische Freunde, wir dürfen uns
in solchen Problemen nicht verlieren. Wir müssen geeint gegen jede Form des Antisemitismus
kämpfen. Von dem einen Gott sprechen, von Werten und heiligmäßigem Verhalten und auch
von dieser endzeitlichen Erwartung, dass Gott sich ganz zeigt - ich denke, dass diese
Aufgabe absolute Priorität hat.“ (rv 21.11.2008 bp)