Die Armutsbekämpfung
ist in Gefahr: Die weltweite Wirtschaftskrise könnte die bisherigen Anstrengungen
der Hilfsleistungen für die Armen zunichte machen. Das beklagt der vatikanische Friedensminister,
Kurienkardinal Renato Raffaele Martino. Er sieht ein augenfälliges Missverhältnis
zwischen den staalichen Finanzhilfen für angeschlagene Banken und einer zögerlichen
Entwicklungshilfe.
Der Präsident des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und
Frieden, Kardinal Renato Raffaele Martino, kritisierte vor allem die Haltung der USA
und der EU. Binnen kürzester Zeit hätten sie insgesamt 2.000 Milliarden Dollar zur
Rettung der Banken bereitgestellt, so der Kardinal. Demgegenüber bekämen die Industriestaaten
kaum die nötigen 50 Milliarden Dollar zusammen, um entsprechend den international
beschlossenen Millenniumszielen den Anteil Hungernder an der Weltbevölkerung bis 2015
zu halbieren. Auch die Vatikan-Zeitung „L´Osservatore Romano“ kritisierte diese Haltung
und schreibt von einer „paradoxen Situation“, in der auf der einen Seite der Konsumismus
gefördert, auf der anderen Seite Sparmaßnahmen verordnet werden. Bislang erfüllten
unter den Industriestaaten nur fünf europäische Länder die selbst auferlegte Verpflichtung,
0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Entwicklungshilfe zu investieren, bemängelte
Kurienkardinal Martino weiter. Bei den USA seien es 0,2 Prozent, in Italien hingegen
nur 0,1 Prozent. „Der Kapitalismus bringt aus sich selbst nicht die Tugenden hervor,
die für sein Funktionieren notwendig sind“, mahnte der Kardinal. Eine Wirtschaft ohne
Ethik könne keinen Bestand haben.