2008-11-18 13:38:15

Italien: Sterbehilfe spaltet das Land


RealAudioMP3 In Italien ist ein Streit über das Thema Sterbehilfe entbrannt. Es geht um das Schicksal der 37-jährigen Wachkoma-Patientin Eluana Englaro. Italiens höchstes Berufungsgericht hatte am Donnerstag juristisch den Weg für einen Abbruch der künstlichen Ernährung für die seit 1992 bewusstlose Italienerin freigemacht. Nun hat sich der Präsident der italienischen Bischofskonferenz zu Wort gemeldet. Kardinal Angelo Bagnasco warnte im Gespräch mit Radio Vatikan vor einer Aufweichung der Personenwürde. Bagnasco fordert eine Läuterung des modernen Freiheitsverständnisses.

„Ich denke, die Ursache für viele dieser ethischen Probleme liegt in einem Verständnis von Freiheit,das diese absolut setzt, als ob Selbstbestimmung – ein sicher wichtiges und gültiges Prinzip– alles sei, ohne Limits und ohne Bezug auf andere Werte. Es ist für uns alle wichtig, zu einem Freiheitsverständnis zu gelangen, dass nicht individualistisch verengt ist, sondern das personal geprägt ist, das also der Bedeutung der Beziehungen Rechnung trägt - und der Tatsache, dass es objektive Werte gibt, die von uns nicht zur Disposition gestellt werden können.“

Der Kardinal glaubt trotz des jüngsten Gerichtsurteils nicht, dass in Italien schon das letzte Wort zum Thema Sterbehilfe gesprochen ist. Er fordert eine gesellschaftliche Debatte zu dem Thema:

„Der Wunsch und die Hoffnung aller Menschen guten Willens ist, dass der Dialog vertieft wird und er wahrhaftiger wird, und dass nicht einfach nur Meinung gegen Meinung steht. All das natürlich in intellektueller Redlichkeit und in dem Bewusstsein, dass die Werte absolut sind und nicht ein Ergebnis von Mehrheiten. Diese Werte können erkannt werden, der Mensch muss sie sich zu eigen machen, muss sie schützen und fördern; denn diese Werte schützen bedeutet, den Menschen respektieren und so eine menschlichere Gesellschaft zu fördern.“

Nach dem Urteil des Gerichts hatten zahlreiche Politiker und die katholische Kirche ein Überdenken des Urteils gefordert sowie klare gesetzliche Regelungen für Sterbehilfe und Patientenverfügungen.

Unterdessen hat sich der Bruder der 2005 in Florida verstorbenen Wachkoma-Patientin Terri Schiavo mit einem Appell an Englaros Vater gewandt. Terri Schiavo, die nach dem Abbruch der künstlichen Ernährung innerhalb von 13 Tagen verdurstete, sei „einen der schrecklichsten und unmenschlichsten Tode gestorben“, schrieb Bobby Schindler laut „Avvenire“. Wenn Eluanas Vater die Angehörigen Schiavos besuchen würde und sähe, mit welchen qualvollen Erinnerungen sie lebten, würde er seinen Wunsch nach einem Ernährungsabbruch aufgeben, so Schindler.

(rv/kna 18.11.2008 mc)








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