Österreich: Patriarchenbesuch hat auch politische Bedeutung
Diskussionen vor dem
Patriarchenbesuch in Österreich: Obwohl der Besuch des russisch-orthodoxen Patriarchen
Alexij II. vor allem als Pastoralbesuch angelegt sei, dürfe man „die politische und
kirchenpolitische Bedeutung des Besuchs nicht unterschätzen“. Dies betont der Organisator
des Patriarchenbesuchs, der ehemalige Kathpress-Redakteur Franz Hummer. Patriarch
Alexij wird vom 20. bis 23. Dezember Österreich besuchen und dabei die in fünfjähriger
Arbeit komplett restaurierte Wiener russisch-orthodoxe Nikolauskathedrale weihen.
Anfangs habe man angenommen, dass es sich dabei um einen „reinen Pastoralbesuch“ handeln
würde, so Hummer, nun merke man jedoch immer stärker auch "politische und kirchenpolitische
Implikationen". So verweist Hummer etwa auf die offene Frage der Anerkennung einer
eigenen russisch-orthodoxen Diözese „Wien und Österreich“ durch den österreichischen
Staat.
„Im derzeit gültigen Orthodoxengesetz aus dem Jahr 1967 ist nur die
Anerkennung der Diözese des Ökumenischen Patriarchats vorgesehen. Andere orthodoxe
Kirchen werden nur über ihre Gemeinden registriert. Von den russisch-orthodoxen Gemeinden
ist derzeit nur die Wiener Gemeinde offizielle anerkannt, die anderen Gemeinden existieren
streng genommen in der Illegalität.“ Vom Patriarchenbesuch erhoffe er sich
daher eine weitere Annäherung und deutlichere Signale der Gesprächsbereitschaft von
Seiten der Behörden. – Bei einer Pressekonferenz Mitte Oktober hatte der russisch-orthodoxe
Bischof Hilarion (Alfejev) bereits von „deutlichen Fortschritten in Richtung einer
offiziellen Anerkennung“ berichtet. Konkrete weitere rechtliche Schritte stünden derzeit
jedoch noch aus.