2008-11-14 13:35:45

USA/Vatikan: „Finanzkrise ist ethische Krise“


RealAudioMP3 Auch der Vatikan hofft, dass der Weltfinanzgipfel in Washington vor allem Ausgangspunkt für ein „Umdenken“ wird. Erzbischof Giampaolo Crepaldi ist Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Er meint im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Diese Krise, die die Welt jetzt erlebt, ist nicht nur eine Finanzkrise - und darum kann auch ihre Lösung nicht nur von finanziellem Charakter sein. Die Soziallehre der Kirche weist darauf hin, dass der Finanzmarkt Prämissen braucht, die er nicht selbst hervorbringen kann, etwa das Vertrauen. Die jetzige Krise zeigt etwas, das uns auch unsere Soziallehre vor Augen führt: Wenn ein wirtschaftliches oder finanzielles System in eine Krise gerät, dann geschieht das nie aus wirtschaftlichen oder finanziellen Gründen, sondern, weil sich eine Wunde am globalen Moralsystem auftut. Vertrauen - das ist zunächst einmal eine ethische Haltung, kein wirtschaftlich-finanzielles Element. Wenn der Markt diese ethische Haltung unterminiert, dann kann er selbst kein Vertrauen mehr aufbauen.“

Das stärkste Signal, das sich der Erzbischof vom Gipfel in Washington erhofft, ist denn auch kein Herumdoktern am System:

„Die verbreitete Befürchtung ist, dass die derzeitige Finanzkrise die Versprechungen beschädigt, die die internationale Gemeinschaft und die Staaten eingegangen sind, um Entwicklung zu finanzieren. Wenn das einträte, wäre es aus meiner Sicht eine Katastrophe. Wir hoffen, dass der G-20-Gipfel sich positiv zur Welthandelskonferenz von Doha stellt. Dem Heiligen Stuhl liegt sehr daran, dass sich die Staaten mit neuer Verantwortung zur Finanzierung von Entwicklung bekennen.“
(rv 14.11.2008 sk)
In unserem Audio-Angebot hören Sie neben Crepaldis Interview auch ein Gespräch mit dem Münchener Erzbischof Marx zum Weltfinanzgipfel.







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