Brasilien und der
Heilige Stuhl haben ein Abkommen über den Status der katholischen Kirche in dem lateinamerikanischen
Land unterzeichnet. Zuvor empfing Papst Benedikt XVI. den brasilianischen Präsident
Luiz Inazio Lula da Silva in Audienz. Die anschließende Mitteilung aus dem Vatikan
berichtete von einem „ertragreichen Meinungsaustausch“ etwa über Brasiliens Sozialpolitik
für die Armen sowie zur Stärkung der Rolle der Familie im Kampf gegen Gewalt und Verwahrlosung.
Außerdem sprachen Papst und Präsident über ihre Zusammenarbeit zwischen Staat und
Kirche bei der Förderung moralischer Werte und des Gemeinwohls, sowohl in Brasilien
als auch besonders in Afrika.
Das Abkommen zwischen Heiligem Stuhl und Brasilien
trägt die Unterschrift des jeweiligen Außenministers. Es erkennt die Kirche als juristische
Person an und garantiert damit die volle Ausübung ihrer apostolischen und pastoralen
Mission. Was das konkret heißt, beschreibt der Apostolische Nuntius in Brasilia, Erzbischof
Lorenzo Baldisseri:
„Die Bischöfe wünschen sich etwa einen Raum in den
neuen Siedlungsgebieten, in den Peripherien, in den neu entstehenden Städten. Die
Stadtplanung sieht in solchen Gebieten bisher keinen Raum für religiöse Kulte vor.
In unserem Abkommen allerdings haben wir einen Artikel aufgenommen, der garantiert,
dass ein solcher Raum für Religion vorhanden sein muss. Außerdem geht es in dem Abkommen
um Missionare. Der Bischof kann in Zukunft verlässlich dafür sorgen, dass Missionare
einreisen dürfen, mit einem Visum, das die Behörden nach der Anfrage des Bischofs
ausstellen werden.“
Das Staat-Kirchen-Verhältnis in Brasilien war bisher
lediglich durch ein Statut geregelt, das aus dem Jahr 1890 stammte. In der Frage des
Religionsunterrichts wartet das neue Abkommen mit einer echten Novität auf.
„Bisherige
Abkommen oder Konkordate des Heiligen Stuhles bezogen sich ausschließlich auf katholischen
Religionsunterricht. Im Abkommen mit Brasilien dagegen ist auch von Unterricht für
andere Konfessionen oder Religionen die Rede. Das heißt, man garantiert der ganzen
brasilianischen Gesellschaft einen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, unabhängig
vom jeweiligen kulturellen Hintergrund oder dem Credo der Menschen. Wir garantieren
also ein Mehr als Meinungsfreiheit für uns und andere Religionen. Denn der Geist der
Religionsfreiheit muss an der Basis unseres Zusammenlebens stehen.“ (rv 13.11.2008
gs)