Benedikt XVI. macht
sich Sorgen über die angespannte innenpolitische Lage in Bolivien. Der kleine Andenstaat
steht in diesen Monaten am Rand eines Bürgerkriegs; der Streit um eine neue Verfassung
und um die Rechte der Indios, die mit Evo Morales erstmals den Präsidenten stellen,
spaltet das Land.
„Die schwierigen Umstände, die die Bürger eures Landes seit
einiger Zeit erleben, scheinen sich im Moment noch zuzuspitzen”, meinte der Papst
am Montag bei einem Gespräch mit Bischöfen aus Bolivien. „Das ist Grund zur Unruhe
und zu besonderer pastoraler Sorge für die Kirche, die den Bolivianern in heiklen
Augenblicken beigestanden ist, um ... zur Versöhnung aufzurufen und den inneren Frieden
zu bewahren.”
Mit Vermittlungsversuchen im innenpolitischen Streit Boliviens
haben sich die Bischöfe in letzter Zeit immer wieder giftige Pfeile aus der Politik
zugezogen. Benedikt erinnerte die Oberhirten daran, dass sie auch in kirchlicher Hinsicht
große Herausforderungen anzugehen haben: die „Schwächung des christlichen Lebens“
vor allem, der Bruch zwischen Glauben und Lebensstil, die oberflächliche christliche
Bildung vieler Gläubigen.
„Um diese Probleme anzugehen, hat die bolivianische
Kirche aber ein starkes Mittel in der Hand, nämlich die Volksfrömmigkeit, diesen wertvollen
Schatz, der durch mutige Missionare im Lauf der Jahrhunderte angehäuft wurde und über
Generationen in den Familien Boliviens treu weitergegeben worden ist. Das ist eine
Gabe, die gepflegt werden will: Es geht darum, dass der Wert der Zeichen ins Innere
des Herzens dringt und sich in starke Überzeugungen verwandelt.“
Benedikt
XVI. empfiehlt „systematische Katechese”, mehr Anstrengung bei Bildung und Erziehung
– und bessere Predigten. Damit griff er erstmals öffentlich eine Anregung der Bischofssynode
auf, die kürzlich im Vatikan zu Ende ging.