Bewaffnete haben in einer kenianischen Stadt nahe der somalischen Grenze zwei katholische
Ordensfrauen entführt. Das meldet das Rote Kreuz in Nairobi. Die Ordensfrauen sind
italienische Staatsbürgerinnen, die schon seit vielen Jahren in Kenia arbeiteten;
sie wurden mitten in der Nacht aus ihrem Haus in der Stadt Elwak im Norden Kenias
verschleppt.
Schwester Caterina Giraudo und Schwester Maria Teresa Oliviero
arbeiteten mit Flüchtlingen aus Somalia; so kümmerte sich Schwester Giraudo, eine
Krankenschwester, vor allem um Epileptiker. Beide Frauen kommen aus Norditalien und
gehören zu einer Bewegung namens „Movimento Contemplativo Missionario“, die sich am
seligen Charles de Foucauld orientiert. Die italienische Tageszeitung „La Repubblica“
meldet auf ihrer Homepage, die beiden Ordensfrauen seien 61 und 67 Jahre alt. Sie
befänden sich womöglich in der Gewalt der radikal-islamischen Gruppe „Al-Shabab“ aus
Somalia. Die Bewaffneten seien zu Fuß von Somalia aus gekommen und seien mit drei
gestohlenen Autos und ihren zwei Geiseln wieder auf die somalische Seite der Grenze
zurückgekehrt. Vom italienischen Außenministerium aus versucht ein Krisenstab, Kontakt
zu den Entführern aufzunehmen. Erst am Sonntag war in der somalischen Ortschaft Jamame
nördlich von Kismayo der lokale Verantwortliche eines amerikanischen Hilfsverbands
ermordet worden. Die Region ist eine Bastion von islamischen Milizen, die versuchen,
wieder an die Macht im Land zu kommen. Vor einer Woche hatte die provisorische Regierung
Somalias einen Waffenstillstand mit einer großen Oppositionsbewegung geschlossen,
die von Nachrichtenagenturen als „gemäßigt-islamistisch“ bezeichnet wird. An der unsicheren
Lage in Somalia, das als Staat völkerrechtlich eigentlich gar nicht mehr besteht,
ändert das bislang nichts. In den letzten Monaten häufen sich Morde oder Entführungen
von humanitären Helfern aus dem Ausland in Somalia: Entführungen gelten als lukratives
Geschäft, bei dem sowohl unabhängige Banden als auch „Shabab“-Milizen mitmischen.
In den meisten Fällen kommen die Entführten nach Zahlung eines Lösegeldes wieder frei.
In den Händen somalischer Entführer sind derzeit noch eine japanische Ärztin, eine
holländische Mitarbeiterin der Bewegung „Médicins du Monde“, zwei ausländische Journalisten
– und jetzt die beiden Ordensfrauen.