2008-11-10 11:12:27

Israel: Schlägerei in Grabeskirche


RealAudioMP3 Armenische und griechische Christen haben sich am Sonntag eine Schlägerei in der Jerusalemer Grabeskirche geliefert. Auslöser der Handgreiflichkeiten war die von einem armenischen Erzbischof angeführte Prozession zum Ort des Grabes Jesu. Nach den Bestimmungen des so genannten „Status quo“, der das Miteinander der christlichen Konfessionen in der Grabeskirche regelt, durfte sich im Moment der Prozession kein Nicht-Armenier am Jesus-Grab aufhalten. Die israelische Polizei hatte Mühe, die Streithähne auseinanderzuzerren. Fernsehbilder von griechischen und armenischen Mönchen, die Fußtritte und Faustschläge austeilen, gingen am Sonntag in den Abendnachrichten um die Welt. Zwei blutbefleckte Mönche wurden in Handschellen abgeführt. Einen „Skandal“ nennt den Streit in der Grabeskirche der Kustos der Heiligen Stätten, Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa. Er sagte uns an diesem Montag:

„Wir sind leider an solche Situationen gewöhnt; aber jedes Mal, wenn es dann passiert, fühlen wir doch von neuem ein tiefes Unbehagen über einen solchen Anachronismus. Es stimmt zwar, dass, wie man sagt, in Jerusalem die Vergangenheit nie vergeht - aber alles hat doch seine Grenzen, und die sind jetzt Mal wieder weit überschritten worden.

Ja - das ist ein Skandal. Wir müssen die Dinge beim Namen nennen. Welche Glaubwürdigkeit haben wir denn, wir Christen, wenn wir alle nahöstlichen Konfliktpartner zum Dialog aufrufen, aber selbst unsere Konflikte mit Gewalt austragen? Man muss allerdings auch sehen, dass hier sehr verschiedene Kulturen aufeinanderprallen. In den letzten Jahren konnten sich griechische und armenische Orthodoxen über rein gar nichts mehr verständigen. Hier geht es eher um Gefühle als um Rationales.”

Die Franziskaner sind eine der sechs Konfessionen, die sich die Grabeskirche teilen. Sie waren an der Schlägerei nicht beteiligt:

„Wir bleiben, Gott sei Dank, bei diesem Streit außen vor. Wir haben zwar auch unsere Unstimmigkeiten, aber die lösen wir auf eine andere Weise.

„Es ist doch absurd, solche Gewalt zwischen Christen am Ort des Todes und der Auferstehung Jesu zu erleben“ – das sagt Vatikan-Mitarbeiter Eleuterio Fortino. Der Unter-Sekretär des Einheitsrates weist darauf hin, dass auch in der Betlehemer Geburtskirche Hochspannung zwischen den christlichen Konfessionen herrscht. Über der Geburtshöhle Jesu patrouillieren auch nachts Katholiken wie Orthodoxe, um zu kontrollieren, ob sich jede Seite an den jahrhundertealten „Status quo“ hält.

(rv 10.11.2008 sk)









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