2008-11-08 12:27:33

Vatikan: Papst würdigt Duns Scotus


Zum 700. Todestag des Franziskaners Johannes Duns Scotus (1265/66-1308) hat Papst Benedikt XVI. Leben und Werk des mittelalterlichen Gelehrten gewürdigt. Der Philosoph und Theologe habe „Frömmigkeit mit Forschergeist“ verbunden, heißt es in einem Apostolischen Schreiben, das der Kölner Kardinal Joachim Meisner am Freitagabend bei einer Gedenkveranstaltung in Köln verlas. Duns Scotus habe sich „um die Lehre der Kirche und das Wachstum menschlichen Wissens“ verdient gemacht, so der Papst.
Der Gelehrte habe in seinem Denken „Eintracht gestiftet zwischen Glauben und Vernunft“, schreibt das Kirchenoberhaupt weiter. Die Theologie habe er vor allem als praktische Theologie gedeutet und die Wahrheit von der Liebe Gottes ins Zentrum gerückt. „In der Ausführung dieses Werkes war er geleitet vom Lehramt der Kirche und einem gesunden kritischen Geist, der ihn die Wahrheit tiefer erkennen ließ.
Meisner hob in seinem Grußwort Duns Scotus' Verdienste für „die lebendige Glaubenspraxis der Kirche“ hervor. Seine Theologie habe nicht nur Bedeutung für die wissenschaftliche Interpretation, sondern auch für den gelebten Glauben. Das gelte besonders für die Lehre über die Gottesmutter Maria.
Während die meisten großen Theologen ihre Erkenntnisse in Auseinandersetzung mit Häresien gewonnen hätten, habe Duns Scotus sie im Widerspruch zu Kirchenvätern entwickelt, so Meisner. Am bekanntesten sei seine gegen die Autorität des Thomas von Aquin gerichtete Immaculata-Lehre. Mit der Verteidigung des Glaubenssatzes von der unbefleckten Empfängnis Mariens prägte Duns Scotus laut Experten die Marienverehrung bis heute.
Der Festakt fand im Rahmen einer internationalen Konferenz statt, auf der sich Wissenschaftler seit Mittwoch mit dem philosophischen und theologischen Werk des Gelehrten beschäftigen. Am Samstag, dem 700. Todestag von Duns Scotus, feiert der Kardinal mit den Forschern in der Minoritenkirche in Köln eine Festmesse am Grab des Theologen. Anschließend wird in der Dom- und Diözesanbibliothek eine Ausstellung über Duns Scotus eröffnet. Veranstalter der am Sonntag endenden Tagung sind das Albertus-Magnus-Institut in Trägerschaft des Erzbistums Köln, das Institut für Philosophie der Uni Bonn und das Thomas-Institut der Uni Köln.
Der vermutlich in Schottland geborene Duns Scotus lehrte in Oxford, Cambridge und Paris. 1307 kam er nach Köln, wo er am 8. November 1308 starb. In seinen Schriften versuchte er die Lehren des Augustinus mit denen des Aristoteles und dessen mittelalterlichen islamischen und jüdischen Interpreten zu verbinden. Schlagworte seines Werkes sind der Primat des Willens vor der Vernunft und die „haecceitas“, das individuelle Prinzip eines Einzeldinges.

(kna 08.11.2008 mc)







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