Die Minderheiten sind enttäuscht über die Zurückweisung einer angemessenen Quotenregelung
durch die arabischen Parlamentsabgeordneten. Darum drohen jetzt führende Repräsentanten
der assyro-chaldäischen Christen, aber auch der kurdischen Yeziden und Shabak mit
einem Boykott der Provinzwahlen und mit einem Anschluss ihrer Gebiete in der Provinz
Mosul/Niniveh an den irakischen Bundesstaat Kurdistan. Dies berichtet die Gesellschaft
für bedrohte Völker. Bei der Verabschiedung eines neuen Wahlgesetzes für die irakischen
Provinzen am vergangenen Montag in Bagdad hatten vor allem Abgeordnete der arabischen
und der islamisch orientierten Fraktionen im irakischen Parlament gegen den Vorschlag
der Vereinten Nationen gestimmt, für Christen und Yeziden je drei Sitze im Provinzrat
von Mosul festzuschreiben. 106 arabisch-nationalistische Abgeordnete von insgesamt
150 anwesenden Volksvertretern hatten die Vorlage abgelehnt. Für den Vorschlag hatten
sich jedoch die Abgeordneten der Kurdistan-Allianz, Vertreter der Kommunisten und
einige Abgeordnete der schiitischen Al-Sadr-Fraktion ausgesprochen. Der an Kurdistan
angrenzende Norden, Westen und Osten der nordirakischen Provinz Mosul/Niniveh ist
mehrheitlich von Minderheitenangehörigen besiedelt. Dort leben vor allem in der Niniveh-Ebene
fast 200.000 der noch etwa 600.000 christlichen Assyro-Chaldäer-Aramäer des Irak,
mindestens 440.000 der etwa 500.000 kurdischen Yeziden und die etwa 70.000 Shabak.
Letztere versammeln sich seit dem vergangenen Wochenende nahezu täglich in der Ortschaft
Bahshiqa und fordern einen Anschluss ihrer 70 Dörfer an Irakisch-Kurdistan. Der irakische
Präsident, der Kurde Jalal Talabani, hat heute angekündigt, dass er kein Gesetz unterschreiben
wird, das Christen oder andere Minderheiten benachteiligt.