Wie hält es die Kirche
mit der Organspende? Genügt die seit 40 Jahren geltende Todesdefinition „Hirntod“
den ethischen Ansprüchen der heutigen Welt noch? Darum geht es bei einem Kongress,
der an diesem Donnerstag im Vatikan beginnt. Ausgerichtet wird er von der Päpstlichen
Akademie für das Leben und der Weltdachorganisation katholischer Ärzteverbände (FIAMC).
Bei der Frage der Organspende geht es um die Rettung von Leben durch die mögliche
„Opferung“ eines anderen, erklärt der Generalsekretär der Organisation, der österreichische
Arzt Tamas Csaky-Pallavicini. Das Kernproblem sei, dass der genaue Zeitpunkt des Todes
nicht zu hundert Prozent bestimmbar sei. Und wenn es keine saubere Definition des
Todes gibt,
„…muss man natürlich Angst haben, dass aufgrund der großen
Nachfrage nach Organen bereits kurz vor dem Tod Organe entnommen werden, bzw. Menschen
im Rahmen der Entnahme der Organe auch getötet werden. Wir wollen für die Wissenschaftler
ganz klare Vorgehensweisen und Beweise dafür, dass dem Betreffenden das Leben nicht
beendet wird, um die Organe zu entnehmen, sondern dass der Tod hundertprozentig sicher
ist. Es muss so sicher sein, dass auch zukünftige wissenschaftliche Erkenntnisse daran
nichts mehr ändern. Wenn wir nicht wissen, ob jemand hundertprozentig tot ist, müssen
wir um den Tod einen Bogen machen, wie es traditionell der Fall war.“
Bei
dem internationalen Kongress im Vatikan wollen die Teilnehmer auch über die umstrittensten
Aspekte der Organspende reden, etwa über Organhandel. Einige US-amerikanische Ärzte
etwa befürworten – im Gegensatz zur momentanen offiziellen Handhabe - einen eingeschränkten
Handel mit Organen, um diesen Handel besser kontrollieren zu können. Die Medizinethik
steht womöglich aber bald vor anderen Herausforderungen. Csaky-Pallavicini glaubt,
„dass die Organtransplantationen in der Entwicklung der Medizin nur ein
Durchgangsstadium sind. In der Zukunft wird es vielleicht andere Methoden geben, Organe
zu ersetzen, die diese ethischen Fragen nicht mehr stellen. Ese gibt das künstliche
Herz, vielleicht auch die künstliche Niere, auf dem Gebiet der Gewebezüchtung tut
sich so manches, heutzutage kann man auch Knorpel sehr gut züchten und einsetzen.
Ich glaube, auf diesem Gebiet wird es in den nächsten zehn bis 20 Jahren sehr große
Fortschritte geben.“ (gs 06.11.2008 gs)