Vor einer Woche ist
die Weltbischofssynode zu Ende gegangen – nun ist es Sache des Papstes ein nachsynodales
Schreiben zu verfassen, das die Vorschläge („Propositiones“) der Synodenväter aufnimmt.
Erfahrungsgemäß wird das einige Zeit dauern – ein Jahr mindestens! Die Delegierten
der einzelnen Bischofskonferenzen sind nach Hause zurückgekehrt, um ihren Mitbrüdern
von dem Treffen zu berichten. Vertreter des österreichischen Episkopats war der Sankt
Pöltener Weihbischof Anton Leichtfried. Der zog bei einer Pressekonferenz am vergangenen
Montag eine sehr positive Bilanz – vor allem die Internationalität der Versammlung
hat den jungen Oberhirten beeindruckt:
„Das so bunte Bild der Weltkirche
hat auch eine Auswirkung auf das Hören. Ich könnte auch sagen, dass die Synode eine
gemeinsame Schule des Hörens ist. Wenn neben mir ein melkitischer Archimandrit aus
Paris, der aus Syrien stammt, sitzt, und auf der anderen Seite neben mir zwei Philippinos;
vor mir ein Bischof aus Chile und hinter mir ein afrikanischer theologischer Berater,
der in unserer Diözese bereits ausgeholfen hat, dann höre ich die Wortmeldungen mit
anderen Ohren! Wenn da ein Rabbi spricht - und das war sicher einer der Höhepunkte
der Synode - und ich mich frage, was wird wohl mein syrischer Nachbar denken, oder
wenn es um das Thema Reichtum der Kirche und Bibeldrucke geht, und neben mir sitzen
jene Philippinos, die mit Müh und Not eine ganz billige Bibelausgabe herausgebracht
haben: Das schärft das Zuhören, das schärft die Hermeneutik jedes einzelnen Teilnehmers.“ Ausdrücklich
hob Leichtfried die starke ökumenische Prägung der Synode hervor.
„Die
Bibel ist das gemeinsame Buch, das die christlichen Konfessionen verbindet. Es gab
viele Berichte über erfreuliche ökumenische Initiativen in allen Kontinenten, zur
Übersetzung und Verbreitung der Heiligen Schrift. Ein deutlich spürbarer Akzent war
die Präsenz der „brüderlichen Delegierten“ wichtiger orthodoxer Patriarchate, des
lutherischen Weltbundes und der anglikanischen Gemeinschaft. Die waren die ganze Zeit
dabei, und allein dadurch, dass sie drei Wochen in derselben Aula sind, ergeben sich
viele Gespräche und viele Kontakte.“ Wieder einmal habe sich bestätigt, dass
Papst Benedikt XVI. ein ausgezeichneter Zuhörer ist, so Leichtfried. Nur zweimal
habe der Papst selbst das Wort ergriffen, sonst habe er aufmerksam die Beratungen
verfolgt. Was er da sagte, sei aber sehr wichtig für den Verlauf der Diskussionen
gewesen
„In seinem Redebeitrag hat der Papst einen Pflock für die historisch-kritische
Exegese eingeschlagen. Das war sehr massiv. Mit Bezug auf „Dei Verbum“ hielt er fest,
die Grundlage unseres Glaubens ist keine Mythologie, sondern wirkliche Geschichte!
Deshalb muss diese auch mit den Methoden ernsthafter Geschichtswissenschaft untersucht
werden. Mit einem weiteren Pflock befestigte er - wieder mit Bezug auf Dei Verbum
12 - die sogenannte „theologische Exegese“, das Wort der Schrift ist nicht nur Vergangenheit,
nicht nur Literatur, sondern lebendige Gegenwart und Wirklichkeit. Exegese und systematische
Theologie gehören daher eng zusammen.“ (rv 02.11.2008 mc)