Indien/Vatikan: „Gewalt muss Christen noch mehr anspornen“
Der Vatikan ruft erneut
zum friedlichen Zusammenleben und zu einem Ende der Gewalt in Indien auf. Den Christen
liege am Wohl des ganzen Landes, erklärte jetzt Kardinal Leonardo Sandri gegenüber
Radio Vatikan. Der Präfekt der Kongregation für die Ostkirchen reist zu den Nachfeiern
der Heiligsprechung von Sr. Alfonsa von der Unbefleckten Empfängnis nach Kerala. Papst
Benedikt XVI. hatte Mitte Oktober die erste indische Christin heilig gesprochen. Sie
starb 1949 in Kerala, hatte Kranke geheilt und dabei Wunder gewirkt. Die Region
Kerala im Südwesten des Landes ist die Keimzelle des Christentums. Die Anschlagserie
gegen Christen und ihre Einrichtungen seitens militanter Hindus in anderen Landesteilen,
die politisch motivierte Gewalt und mehr als 50 Todesopfer kann Sandri jedoch nicht
unbemerkt lassen. Vor seiner Abreise sagte er: „Wir beklagen diese Gewalt. Wir
hoffen, dass der Geist Indiens, ein Geist des friedlichen Zusammenlebens aller Religionen,
diesen schwierigen Moment überwindet; dass alle Verfolgungen ein Ende haben, dass
die Menschenrechte respektiert werden, vor allem das Recht auf Religionsfreiheit.
Diese Opfer der Christen sollen die Kirche in Indien noch mehr zum Dienst an allen
Menschen in Indien anspornen, auch wenn sie Opfer von Ungerechtigkeiten wurde. Die
Kirche betet und ist den Opfern nahe. Ich hoffe, dass ich eine Botschaft der Freundschaft
und Verbundenheit allen gegenüber bringen kann. Diese Vorfälle müssen überwunden werden
und alle sollen wissen, dass die Christen nicht nur ihren Glauben leben, sondern zum
Fortschritt und zum Wohlstand der Nation beitragen wollen.“ Papst Benedikt
XVI. hatte beim Angelus am Tag der Heiligsprechung militante Hindus in Indien zu einem
Ende der Gewalt gegen Christen aufgerufen. „Ich ermahne die Gewalttäter eindringlich,
solche Akte zu unterlassen und sich mit ihren Brüdern und Schwestern zu vereinen,
um beim Aufbau einer Zivilisation der Liebe zusammenzuarbeiten.“ Zugleich bat er um
den Schutz für alle, die sich für Frieden und Versöhnung in Indien einsetzten. Christen
machen 2,3 Prozent der mehr als eine Milliarde Menschen in Indien aus.
In Bhubaneshwar
im Bundesstaat Orissa ist an diesem Freitag der in Folge der Angriffe ums Leben gekommene
Pater Bernard Digal beigesetzt worden. 150 Priester und mehr als dreitausend Gläubige
nahmen daran teil.