2008-10-31 12:01:36

Dossier: Christliche Feste statt Geisterzauber


RealAudioMP3 Katholische und Evangelische Kirche in Deutschland kritisieren den Halloween-Kult, der die christlichen Feste Reformationstag, Allerheiligen und Allerseelen verdränge. Im überwiegend katholischen München soll auf Druck des bayerischen Innenministeriums das an Allerheiligen (1. November) geltende Tanzverbot strikt umgesetzt werden. Bis zu 10.000 Euro Bußgeld müssen Club- und Diskothekenbetreiber zahlen, die an dem „stillen Tag“ trotz Tanzverbot nach Mitternacht weiter geöffnet haben. In den vergangenen Jahren wurden Ausnahmegenehmigungen für Halloweenpartys erteilt. Hintergründe in diesem Dossier:

Die Protestanten in Deutschland feiern an diesem Freitag den Reformationstag. Sie erinnern damit an die Anfänge ihrer evangelischen Kirche vor fast 500 Jahren. In sechs östlichen Bundesländern ist der Reformationstag gesetzlicher Feiertag. Zu dem zentralen Gottesdienst im Berliner Dom mit Bischof Wolfgang Huber werden rund 1.000 Gäste erwartet, unter ihnen Bundespräsident Horst Köhler. Erstmals verleiht die Evangelische Kirche in diesem Jahr eine Martin-Luther-Medaille. Mit der Auszeichnung soll herausragendes Engagement für den deutschen Protestantismus geehrt werden.

Mit dem Reformationsfest wird an den legendären Thesenanschlag Martin Luthers am 31. Oktober 1517 in Wittenberg erinnert, der als Auslöser für die Reformation in Deutschland gilt. Die EKD hat im Herbst dieses Jahres die Zeit bis zum 500. Reformationsjubiläum als Luther-Dekade ausgerufen und bis 2017 zahlreiche Aktionen angekündigt.

Den Kult um den USA-Import Halloween zum 31. Oktober sieht der EKD-Ratsvorsitzende Huber kritisch. Die evangelische Kirche müsse mit der eigenen Gestaltung des Reformationstages „eine solche Sogkraft entfalten, dass Halloween dahinter zurücktritt“.

Rückendeckung bekommt Huber vom Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Halloween fördere eine oberflächliche Spaßkultur und sei unsinnige Geschäftemacherei. Noch schlimmer sei es, dass Halloween einen Rückfall in irrationalen Geisterglaube bewirke. Da der Halloween-Tag das Reformationsfest sowie die katholischen Gedenktage Allerheiligen und Allerseelen verdränge, müssten Christen sich entschieden gegen die neuen Gewohnheiten aussprechen und alternative Angebote machen.

Allerheiligen und Allerseelen seien mit der christlich-abendländischen Kultur seit Jahrhunderten zutiefst verbunden, so Schick in einem auf der Homepage des Erzbistums veröffentlichten Text. „Allerheiligen zeigt, dass kein Mensch Zufallsprodukt ist, sondern jeder von Gott ins Leben gerufen wurde. Jeder hat eine Bestimmung, soll sich nach dem Bild und Gleichnis Gottes entfalten und entsprechend leben und handeln. Das nennen wir 'heilig werden'. Nach diesem Leben sollen die Menschen in den Himmel kommen zu allen Heiligen.“ Einen wichtigen Aspekt der Feiertage sieht der Erzbischof in der Auseinandersetzung mit dem Tod. „Allerheiligen und Allerseelen haben auch immer wieder darauf hingewiesen, dass am Ende eines jeden menschlichen Lebens das Gericht kommt, in dem jeder über seine guten und bösen Taten Rechenschaft ablegen muss.“ Es sei ein Unglück, dass dieser Artikel des christlichen Glaubensbekenntnisses verdrängt werde. Das vermehre in dieser Welt Täter und Opfer, Unterdrücker und Unterdrückte, Ausbeuter und Ausgebeutete, ohne das Bewusstsein, dass vor Gottes Gericht dafür einmal Rechenschaft verlangt werde.

(rv/pm 31.10.2008 bp)








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