Katholische und Evangelische
Kirche in Deutschland kritisieren den Halloween-Kult, der die christlichen Feste Reformationstag,
Allerheiligen und Allerseelen verdränge. Im überwiegend katholischen München soll
auf Druck des bayerischen Innenministeriums das an Allerheiligen (1. November) geltende
Tanzverbot strikt umgesetzt werden. Bis zu 10.000 Euro Bußgeld müssen Club- und Diskothekenbetreiber
zahlen, die an dem „stillen Tag“ trotz Tanzverbot nach Mitternacht weiter geöffnet
haben. In den vergangenen Jahren wurden Ausnahmegenehmigungen für Halloweenpartys
erteilt. Hintergründe in diesem Dossier:
Die Protestanten in Deutschland feiern
an diesem Freitag den Reformationstag. Sie erinnern damit an die Anfänge ihrer evangelischen
Kirche vor fast 500 Jahren. In sechs östlichen Bundesländern ist der Reformationstag
gesetzlicher Feiertag. Zu dem zentralen Gottesdienst im Berliner Dom mit Bischof Wolfgang
Huber werden rund 1.000 Gäste erwartet, unter ihnen Bundespräsident Horst Köhler.
Erstmals verleiht die Evangelische Kirche in diesem Jahr eine Martin-Luther-Medaille.
Mit der Auszeichnung soll herausragendes Engagement für den deutschen Protestantismus
geehrt werden.
Mit dem Reformationsfest wird an den legendären Thesenanschlag
Martin Luthers am 31. Oktober 1517 in Wittenberg erinnert, der als Auslöser für die
Reformation in Deutschland gilt. Die EKD hat im Herbst dieses Jahres die Zeit bis
zum 500. Reformationsjubiläum als Luther-Dekade ausgerufen und bis 2017 zahlreiche
Aktionen angekündigt.
Den Kult um den USA-Import Halloween zum 31. Oktober
sieht der EKD-Ratsvorsitzende Huber kritisch. Die evangelische Kirche müsse mit der
eigenen Gestaltung des Reformationstages „eine solche Sogkraft entfalten, dass Halloween
dahinter zurücktritt“.
Rückendeckung bekommt Huber vom Bamberger Erzbischof
Ludwig Schick. Halloween fördere eine oberflächliche Spaßkultur und sei unsinnige
Geschäftemacherei. Noch schlimmer sei es, dass Halloween einen Rückfall in irrationalen
Geisterglaube bewirke. Da der Halloween-Tag das Reformationsfest sowie die katholischen
Gedenktage Allerheiligen und Allerseelen verdränge, müssten Christen sich entschieden
gegen die neuen Gewohnheiten aussprechen und alternative Angebote machen.
Allerheiligen
und Allerseelen seien mit der christlich-abendländischen Kultur seit Jahrhunderten
zutiefst verbunden, so Schick in einem auf der Homepage des Erzbistums veröffentlichten
Text. „Allerheiligen zeigt, dass kein Mensch Zufallsprodukt ist, sondern jeder von
Gott ins Leben gerufen wurde. Jeder hat eine Bestimmung, soll sich nach dem Bild und
Gleichnis Gottes entfalten und entsprechend leben und handeln. Das nennen wir 'heilig
werden'. Nach diesem Leben sollen die Menschen in den Himmel kommen zu allen Heiligen.“
Einen wichtigen Aspekt der Feiertage sieht der Erzbischof in der Auseinandersetzung
mit dem Tod. „Allerheiligen und Allerseelen haben auch immer wieder darauf hingewiesen,
dass am Ende eines jeden menschlichen Lebens das Gericht kommt, in dem jeder über
seine guten und bösen Taten Rechenschaft ablegen muss.“ Es sei ein Unglück, dass dieser
Artikel des christlichen Glaubensbekenntnisses verdrängt werde. Das vermehre in dieser
Welt Täter und Opfer, Unterdrücker und Unterdrückte, Ausbeuter und Ausgebeutete, ohne
das Bewusstsein, dass vor Gottes Gericht dafür einmal Rechenschaft verlangt werde.