2008-10-31 16:56:37

Aus unserem Abendprogramm: Illegale Einwanderung - gemeinsam gegen die Ursache


RealAudioMP3 „Wir müssen vor Vorherrschafts- und Überlegenheitsdenken fliehen.“ Das sagt der Präsident des Päpstlichen Rats für die Migrantenpastoral diese Woche in Rom. Der Andere muss anerkannt werden – ohne nur seinen Beitrag zur Wirtschaft des Landes zu messen, so Kardinal Renato Raffaele Martino.
In Italien trifft er den Nerv der Problematik. Mehr als 400 Bootsflüchtlinge hat die italienische Marine allein diese Woche im Mittelmeer aufgegriffen. Der Großteil der Menschen stammt aus Afrika. Die genaue Identität wird in einem Flüchtlingslager auf der Insel Lampedusa ermittelt. Dort waren bereits am Samstag und Sonntag mehr als 280 illegale Einwanderer, größtenteils Afrikaner, eingetroffen.
„Der kirchliche Begriff für Integration ist ,Kommunion’, ist Gemeinschaft“, meint der Leiter des Einwandererbüros der italienischen Bischofskonferenz.
Europa muss offen sein für soziale Probleme und Menschen, die in Not sind. Meint der deutsche Vertreter bei der Kommission der Bischofskonferenzen Europas, der Comece. Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx:
„Wir haben immer als generelle Linie gehabt, Europa soll nicht eine feste Burg sein, die sich einmauert, sondern ein Beitrag für eine bessere Welt, wie es Jean Monet einmal formuliert hat, und daran müssen die Kirchen erinnern.“
Laut offiziellen Angaben sind in den ersten sieben Monaten dieses Jahres mehr als 23.000 illegale Einwanderer in Italien angekommen. Weitere Anlaufstationen der Flüchtlingsschiffe sind die Kanaren, Spaniens Südgrenze, Malta, immer öfter, aber noch weitgehend ohne internationales Aufsehen, auch Griechenland. Die Staaten an der EU-Außengrenze dürfen nicht allein gelassen werden, sagt Marx. Der Spezialist in Sachen Christliche Gesellschaftslehre fordert Ursachenforschung.
Ein gesamteuropäisches Problem
„ist es schon deswegen, weil wir mithelfen müssen, dass die Gründe für diese Flucht möglichst abgearbeitet werden. Grund für die Flucht ist die Armut in diesen Ländern, und da müssen wir helfen. Generell, auch in der Bundesrepublik hat man gesagt, wir müssen helfen, wir müssen investieren, dass die Gründe für die Flucht entfallen oder weniger werden. Das ist ein wichtiger Punkt, und ich glaube, das kann man nur gesamteuropäisch. Da kann man nicht sagen, da sollen die Italiener und die Spanier mal sehen…“
Der Schutz der Grenze ist nationale Aufgabe, doch durch das Schengenabkommen seien die Länder auch hier verbunden. Oberstes Prinzip für Marx: Die Menschenwürde ist unveräußerlich.
„Wenn jemand nach Europa flieht, dann hat er einen Anspruch auf menschenwürdige Behandlung. Das gilt überall. Unabhängig aus welchen Gründen er gekommen ist, unabhängig, ob er legal oder illegal gekommen ist. Die Menschenwürde verliert man nicht durch die Flucht. Die Menschenwürde bleibt. Ob er dann bleiben und wie er bleiben kann, das ist eine Frage der Gesetzgebung. Natürlich hat ein Staat und natürlich hat auch Europa das Recht, den Zugang zu regeln und bestimmte Gesetze durchzusetzen, aber nicht unter Verletzung der Menschenwürde. Das müssen wir gemeinsam tun, da sind Italien und Spanien in einer besonderen Drucksituation, stärker noch als wir, und da müssen wir zusammenstehen. Der wichtigste Gedanke ist, welche Initiativen ergreift Europa, um die Gründe für die Flucht zu beseitigen.“
(rv 30.10.2008 bp)








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