Vatikan: Kirche pocht auf Sorgfalt bei Priesterausbildung
Der Vatikan fordert
die Diözesen und Ordensgemeinschaften in aller Welt zur Sorgfalt bei der Auswahl und
Ausbildung von Priesteramtskandidaten auf. Dazu sollten der Seminarleiter und die
Erzieher auch geeignete Psychologen als Berater heranziehen, heißt es in einem Dokument
der Bildungskongregation, das am Donnerstag im Vatikan vorstellt wurde. Der Präfekt
der Bildungskongregation, Kardinal Zenon Grocholewski, sagte, dass die Seminaristen
von den Problemen ihrer Zeit geprägt seien. Daher unterstreiche das Dokument das,
was in der Priesterausbildung spezifisch wichtig sei:
„also die notwendige
menschliche Reifung, damit der Priesteramtskandidat um sich selber weiß, seine Potenzialitäten,
und seine Schwächen. Daher ist klar, dass die menschliche Reifung nicht getrennt werden
darf von der spirituellen.“ Geistliche Begleitung könne in keiner Weise durch
Formen oder Mittel psychologischer Analyse ersetzt werden. Zudem dürfe der Einsatz
von Psychologen in der Priesterausbildung „weder eine verpflichtende noch eine
gewohnheitsmäßige Praxis sein. Deswegen heißt es auch in dem Dokument, dass die psychologischen
Fachleute nicht zur Hausleitung gehören dürfen.“ Die seit längerem geplanten
Leitlinien richten sich dem Vernehmen nach gegen Entwicklungen vor allem in den USA.
Dort war die Auswahl und Beurteilung der künftigen Priester zeitweise von der geistlichen
Seminarleitung zunehmend auf Psychologen übergegangen. Allerdings hätten der Regens
und seine Mitarbeiter die Pflicht, die Kandidaten sorgfältig unter Einbindung von
Experten so zu beurteilen, dass weder die Kirche noch die Kandidaten selbst Schaden
nähmen.
Grocholewski betonte im Gespräch mit den Journalisten erneut, dass
Homosexuelle nicht zum Priester geweiht werden könnten.
„Wer diese tief
verwurzelte Neigung hat, darf nicht zum Priestertum zugelassen werden, gerade wegen
der Natur des Priestertums. Es handelt sich in gewisser Weise um eine Wunde, die einen
in der Seelsorge behindert. Es geht auch um die Frage, wie man Beziehungen eingeht
und nicht nur einfach um die Enthaltsamkeit.“ Wichtig sei, dass die Kandidaten
den Zölibat und die sexuelle Enthaltsamkeit nicht nur als aufgezwungene Pflicht betrachteten,
heißt es in den Leitlinien. „Die Keuschheit um des Himmelreiches willen“ sei viel
mehr als „das bloße Fehlen sexueller Beziehungen“. Hierbei könnten sich psychologische
Beratungen in einigen Fällen als hilfreich erweisen. Man müsse bedenken, dass der
Kandidat den Zölibat nicht als eine so schwere Verpflichtung erlebt, dass sein emotionales
und beziehungsmäßiges Gleichgewicht gestört wird.
Zuständig für Auswahl und
Erziehung der künftigen Priester seien der Ortsbischof und der Regens des Seminars,
heißt es in den „Leitlinien für die Anwendung der Psychologie bei der Aufnahme und
Ausbildung von Priesterkandidaten“. Sie müssten darauf achten, dass die theologische
und moralische Qualifikation der Kandidaten durch menschliche, psychische und emotionale
Ausgeglichenheit gestützt wird. Dazu gehöre auch eine innere Bejahung des Zölibats.
Die menschliche Dimension sei gleichsam Fundament der gesamten Priesterausbildung.
Herangezogene Psychologen müssten von einem Menschenbild geleitet sein, das
die christliche Vorstellung vom Menschen, der Sexualität, der Priesterberufung und
vom Zölibat teile, heißt es weiter. Bei Tests müssten der Schutz und die Persönlichkeitsrechte
der Kandidaten gewahrt sein. Falls eine Psychotherapie anzeigt sei, sollte sie in
jedem Fall vor der Aufnahme ins Seminar oder die Ausbildungseinrichtung erfolgen,
rät der Vatikan.
Wörtlich heißt es: „Das frühzeitige Erkennen eventueller
Probleme, die den Berufungsweg behindern könnten - exzessive affektive Abhängigkeit,
erhöhte Aggressivität, unzureichende Fähigkeit zur Treue in den übernommenen Aufgaben
und zu festen Beziehungen in Offenheit, Vertrauen und brüderlicher Zusammenarbeit
und mit Autoritäten sowie eine konfuse und noch nicht eindeutig festgelegte sexuelle
Identität - kann nur von großem Vorteil für die Person selbst, für die Ausbildungseinrichtungen
und für die Kirche sein.“