Im Streit um die Anwendung der Scharia in Großbritannien hat die muslimische Seite
einen Teilerfolg erzielt. Familiengerichte in England und Wales können laut Justizstaatssekretärin
Bridget Prentice Urteile nach dem islamischen Recht akzeptieren. Rechtskräftig würden
die Entscheidungen aber erst durch Zustimmung der britischen Behörden, berichtete
der Sender BBC am Sonntag. Demnach können Parteien etwa in Streitfällen um Kinder
oder Geld eine durch die Scharia erwirkte Einigung bei einem britischen Gericht vorlegen.
Sollte das Gericht mit der Übereinkunft zufrieden sein, kann es sie formalisieren.
So werde sichergestellt, dass Scharia-Urteile mit „englischen Rechtsprinzipien übereinstimmen“,
sagte Prentice. Kritiker fürchten unter anderem eine Benachteiligung von Frauen durch
das islamische Recht. Es dürfe auch kein „paralleles Rechtssystem“ in Großbritannien
geben, betonte der Justizminister im konservativen Schattenkabinett, Nick Herbert.
Der Oberste Richter für England und Wales, Lord Nicolas Phillips, hatte schon im Juli
angeregt, islamisches Recht vor allem in Schlichtungsverfahren zu akzeptieren. Der
anglikanische Erzbischof Rowan Williams von Canterbury hatte zuvor mit der Aussage
für Schlagzeilen gesorgt, er halte eine teilweise Anwendung der Scharia in Großbritannien
für langfristig „unvermeidbar“.