Mit der Übergabe von
55 Vorschlägen an Papst Benedikt XVI. sind die Arbeiten der Weltbischofssynode im
Vatikan an diesem Samstag zu Ende gegangen. Das lateinische Original dieser so genannten
Propositiones wurde nicht veröffentlicht, es liegt lediglich eine italienische Arbeitsübersetzung
vor. Der Papst hat jetzt die Aufgabe, die Beratungen und Ideen der Bischöfe aufzugreifen
und ein nachsynodales Schreiben zu verfassen. Seit dem 5. Oktober debattierten rund
400 Männer und Frauen aus allen Erdteilen über das „Wort Gottes im Leben und in der
Sendung der Kirche“. Ein Gottesdienst im Petersdom beschließt die XII. Ordentliche
Vollversammlung der Bischofssynode am Sonntag.
„Die Synode war eine echte
Erfahrung der Gemeinschaft.“ Kardinal Marc Ouellet, Generalrelator der Synode,
betonte das kurz nach Ende der letzten Versammlung in der Aula ausdrücklich. „Wir
sind gemeinsam vorangegangen, haben Fragen vertieft, aufeinander gehört und wirklich
verstanden, wie notwendig es ist, das Wort Gottes heute zu verkünden.“ Für den
Erzbischof von Quebec ist das die Hauptbotschaft des dreiwöchigen Bischofstreffens,
auch und nicht zuletzt weil die Vorschläge alle mit sehr großer Mehrheit in der Aula
angenommen wurden. Experten, Hörer und Bischöfe haben sie gemeinsam erarbeitet, Stimmrecht
hatten nur die 253 Synodenväter. Für die Mission sei mit dieser Synode „eine neue
Jahreszeit“ angebrochen, so Ouellet. „Die Kirche lernt ihr Fundament neu kennen,
und das ist das Wort Gottes. Ihr Seinsgrund ist das Wort Gottes. Und ihr Auftrag ist
es, das Wort Gottes in der Welt zu verkünden, auf ihre Fragen zu antworten und sie
zu hinterfragen.“ Die Synode bringt eine Wende, eine neue Erkenntnis, so Ouellet:
„Die Bibel muss wieder das Buch aller werden, nicht nur der Spezialisten. Sie ist
vor allem ein Buch des Gebets, der Meditation und der inneren Erneuerung. Und die
führt zu Mission, zu Kommunikation.“ Der vom Papst bestellte Art „controller“
des Bischofstreffens ist Dogmatiker und lehrte früher an der Päpstlichen Universität
Gregoriana. Mehr als bislang habe die Synode betont: „Wort Gottes meint das lebendige
Wort, das Buch kommt an zweiter Stelle und ist schriftliches Zeugnis.“ Besonderer
Ort für diesen Dialog mit Gott sei die Liturgie. Viele Vorschläge an den Papst behandeln
daher die Liturgie, fordern eine Überarbeitung der Leseordnung, ein Direktorium für
die richtige Predigt und teilweise so konkrete Dinge wie einen angemessenen Ort für
die Aufbewahrung der Bücher oder gute Mikrofonanlagen. Besondere Wertschätzung
erfährt die Wortgottesfeier am Sonntag, dort wo der Besuch einer Eucharistiefeier
nicht möglich ist. Deren Vorsteher sollen besonders ausgebildet sein, und sie dürfe
nicht mit der Eucharistiefeier verwechselt werden können. Eine Propositio gilt
den Frauen, unterstreicht ihre Rolle in der Familie und als Katecheten. In den Wortmeldungen
der Synode war das mehrmals unterstrichen worden. An den Papst geben die Synodenväter
nun den Vorschlag weiter, das Amt des Lektorats für Frauen zu öffnen. Faktisch keine
Neuigkeit, für das Kirchenrecht schon. Die Vorschläge spiegeln die großen Linien
der Wortmeldungen und Debatten der Synode wieder. Mit ihrer Weitergabe an den Papst
erfüllen die Synodalen ihre Aufgabe als Berater des Papstes. Wie schon in der abschließenden
Botschaft an das Volk Gottes unterstreichen sie die untrennbare Verbindung von wissenschaftlicher
Bibelforschung und geistlicher Lektüre. Allein sieben Propositiones behandeln die
Exegese - im Miteinander mit dem Blick auf den gesamten theologischen Sinn der Schrift,
in der Ausbildung der Priesterkandidaten oder wenn es um die Zusammenarbeit von Exegeten,
Theologen und Priestern geht. Auch die anderen großen Themen der Synode tauchen
in den Propositiones wieder auf: die Ökumene, der Dialog mit dem Judentum, mit dem
Islam, der gemeinsame Einsatz für die Würde des Menschen, die Verbreitung der Bibel
in allen Sprachen dieser Erde, neue pastorale Methoden und der Einsatz der Medien. Ein
weiterer Punkt der Klimaschutz, da Gottes Wort in der Schöpfung gegenwärtig sei. Die
Propositiones schließen mit dem Verweis auf Maria, sie sei in ihrer Art, das Wort
aufzunehmen und zu hören, Beispiel für den Gläubigen und die Kirche, das Angelus-
und Rosenkranzgebet sollen weiter verbreitet werden. Die Synodalen hätten die Erfahrung
der Jünger von Emmaus gemacht, hätten „brennende Herzen“. Wer Ouellets Rührung sieht,
glaubt ihm und seiner Überzeugung, dass der Ertrag dieser Synode sich in der Zukunft
zeigt. Das Wort Gottes müsse jetzt durch alle möglichen Formen des Dialogs verkündet
werden, „mit diesem Herz, das vom Wort berührt wurde, und jetzt nichts anderes
will, als es weiter zu erzählen“. (rv 25.10.2008 bp)