Die Regierungen müssten
in der aktuellen Finanzkrise mehr Solidarität mit den ärmsten Ländern zeigen. Das
betonte der Präsident des päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal
Renato Raffaele Martino, am Freitag bei der Eröffnung eines internationalen Studientages
zur Finanzkrise im Vatikan. Dort berät eine Expertenkommission unter dem Vorsitz des
UNO-Beauftragten für Entwicklungshilfe, Oscar de Rojas, wie die Unterstützung für
die Dritte Welt trotz der Rezession gesichert werden kann. Der Kollaps der Finanzmärkte
habe einmal mehr bewiesen, dass moralische Prinzipien auch für die Wirtschaft eine
zentrale Rolle spielen müssen, sagte Martino vor den Finanzexperten: „Alle müssen
gemeinsam für das Wohl aller zusammenarbeiten. Globalisierung bedeutet auch, dass
man in solchen Krisen, die sich auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken, solidarisch
mit den kleinsten und ärmsten Ländern ist und ihnen hilft. Und genau deshalb hat die
Kirche Wirtschaftswissenschaftler und Experten zu einem Studientag eingeladen, damit
wir die aktuelle Situation besser verstehen und damit der Heilige Stuhl weiß, wie
er in dieser Situation Stellung beziehen kann und welche Lösungen er diesbezüglich
vorschlagen kann.“ Martino verurteilte das aktuelle Wirtschafts- und Finanzsystem,
das - zugunsten der eigenen Interessen - die Interessen und den Wohlstand der gesamten
Menschheit vernachlässigt habe. Daher müssten die Marktregeln an sich neu definiert
und überdacht werden: „Die Logik des Marktes war bisher eine des maximalen
Gewinns, das heißt, Investitionen wurden immer nur im Hinblick auf den größten Profit
gemacht. Nach der sozialen Doktrin der Kirche ist dieses Verhalten unmoralisch. Auch
die Regierungen müssen den Markt stärker beaufsichtigen. Und schließlich darf der
Markt nicht nur für diejenigen profitabel sein, die Kapital hineinstecken, sondern
auch für die Menschen, die zum Beispiel durch ihre Arbeit dazu beitragen, dass dieses
Kapital wächst.“