Synode: „Die Kirchengeschichte wäre anders verlaufen“
Große Hoffnung für
die Ökumene schöpft der Vertreter der Anglikaner bei der Weltbischofssynode aus den
aktuellen Beratungen im Vatikan. Er ist einer der so genannten „Brüderlichen Delegierten“
bei der Vollversammlung, die noch bis kommenden Sonntag Aufgaben für die Kirche von
heute zum Thema „Wort Gottes“ behandelt.
„Ich habe mehrmals in den vergangenen
Wochen gedacht, wenn das die Menschen vor 400 Jahren gehört hätten, wäre die Kirchengeschichte
anders verlaufen“, sagt Nicholas Thomas Wright. Bischof von Durham und einer der
führenden Bibelwissenschaftler im englischen Sprachraum. Der Wunsch der katholischen
Bischöfe, die Bibel mit Blick auf die moderne Gesellschaft neu zu lesen, begeistert
den Anglikaner. „Zu hören, dass Taufe und Bibel die Basis der Einheit sind,
war einer der wichtigsten Punkte der Synode. Das heißt, wir taufen nicht neu, wenn
jemand zu uns kommt. Wir hatten Schwierigkeiten mit der Übersetzung des Alten Testaments
oder mit der Auswahl der Bücher, doch das sind in gewisser Weise Randprobleme. Wirklich
wichtig scheint mir die Anstrengung, Menschen jeden Alters und aus allen Kulturen
mit der Bibel vertraut zu machen.“ Die Betonung der Predigt seitens der katholischen
Synodenväter erregt die besondere Aufmerksamkeit des Anglikaners. Dass jede Eucharistiefeier
eine Predigt braucht, „das ist eines der Anliegen der Reformatoren im 16. Jahrhundert
gewesen, weil sie das in der katholischen Kirche vermissten.“ Der erfahrende
Exeget und Kirchenmann ist mehr als very amused über seine Anwesenheit im Zentrum
der katholischen Kirche. „Das ist sehr aufregend und ein echtes Privileg. Ich
kneife mich jede morgen und erinnere mich daran, dass ich in den Vatikan gehe und
mit diesen Menschen rede und arbeite, von denen ich bislang nur gelesen habe. Es ist
wirklich etwas Besonderes, Teil einer Konferenz zu sein, die – so denke ich – große
Auswirkungen in der Welt haben wird. Das ist sehr, sehr aufregend.“ Wrigth
zieht Vergleiche mit der Weltkonferenz der Anglikaner und meint, dass die Synode mit
ihrer Arbeitsweise und der klaren Struktur der Diskussionen gewinnt. „Es ist
sehr fruchtbar, dass die Synode sich auf ein bestimmtes Thema konzentriert. Interessant
ist es auch, die verschiedenen Berichte der Sprachgruppen zu hören. Ich denke, dass
hier mehr verschiedene Kulturkreise der Welt versammelt sind, als bei unserer Lambeth-Konferenz.“ Die
Herausforderungen von Säkularismus, Relativismus und Postmoderne sind für alle Kirchen
dieselben. Das hatte Wright auch in seiner Wortmeldung in der Synodenaula betont.
Redebeiträge und Pausengespräche spiegelten diese Erfahrung wider - in den Bildern
aus verschiedenen Kontinenten und Kulturkreisen. Wright: „Auch wenn wir noch
ein gutes Stück Weg zurücklegen müssen, müssen wir protestantischen und anglikanischen
Kreise erkennen, dass auch wir herausgefordert sind. Es ist nicht so, dass nur wir
die Bibel verstanden haben und die Katholiken nicht. Wir sind zusammen dazu aufgerufen,
die Bibel neu zu lesen. Diesen Weg können wir nur gemeinsam gehen. (rv 23.10.2008
bp)