2008-10-23 14:26:47

Synode: „Die Kirchengeschichte wäre anders verlaufen“


RealAudioMP3 Große Hoffnung für die Ökumene schöpft der Vertreter der Anglikaner bei der Weltbischofssynode aus den aktuellen Beratungen im Vatikan. Er ist einer der so genannten „Brüderlichen Delegierten“ bei der Vollversammlung, die noch bis kommenden Sonntag Aufgaben für die Kirche von heute zum Thema „Wort Gottes“ behandelt.

„Ich habe mehrmals in den vergangenen Wochen gedacht, wenn das die Menschen vor 400 Jahren gehört hätten, wäre die Kirchengeschichte anders verlaufen“, sagt Nicholas Thomas Wright. Bischof von Durham und einer der führenden Bibelwissenschaftler im englischen Sprachraum. Der Wunsch der katholischen Bischöfe, die Bibel mit Blick auf die moderne Gesellschaft neu zu lesen, begeistert den Anglikaner.
„Zu hören, dass Taufe und Bibel die Basis der Einheit sind, war einer der wichtigsten Punkte der Synode. Das heißt, wir taufen nicht neu, wenn jemand zu uns kommt. Wir hatten Schwierigkeiten mit der Übersetzung des Alten Testaments oder mit der Auswahl der Bücher, doch das sind in gewisser Weise Randprobleme. Wirklich wichtig scheint mir die Anstrengung, Menschen jeden Alters und aus allen Kulturen mit der Bibel vertraut zu machen.“
Die Betonung der Predigt seitens der katholischen Synodenväter erregt die besondere Aufmerksamkeit des Anglikaners. Dass jede Eucharistiefeier eine Predigt braucht,
„das ist eines der Anliegen der Reformatoren im 16. Jahrhundert gewesen, weil sie das in der katholischen Kirche vermissten.“
Der erfahrende Exeget und Kirchenmann ist mehr als very amused über seine Anwesenheit im Zentrum der katholischen Kirche.
„Das ist sehr aufregend und ein echtes Privileg. Ich kneife mich jede morgen und erinnere mich daran, dass ich in den Vatikan gehe und mit diesen Menschen rede und arbeite, von denen ich bislang nur gelesen habe. Es ist wirklich etwas Besonderes, Teil einer Konferenz zu sein, die – so denke ich – große Auswirkungen in der Welt haben wird. Das ist sehr, sehr aufregend.“
Wrigth zieht Vergleiche mit der Weltkonferenz der Anglikaner und meint, dass die Synode mit ihrer Arbeitsweise und der klaren Struktur der Diskussionen gewinnt.
„Es ist sehr fruchtbar, dass die Synode sich auf ein bestimmtes Thema konzentriert. Interessant ist es auch, die verschiedenen Berichte der Sprachgruppen zu hören. Ich denke, dass hier mehr verschiedene Kulturkreise der Welt versammelt sind, als bei unserer Lambeth-Konferenz.“
Die Herausforderungen von Säkularismus, Relativismus und Postmoderne sind für alle Kirchen dieselben. Das hatte Wright auch in seiner Wortmeldung in der Synodenaula betont. Redebeiträge und Pausengespräche spiegelten diese Erfahrung wider - in den Bildern aus verschiedenen Kontinenten und Kulturkreisen. Wright:
„Auch wenn wir noch ein gutes Stück Weg zurücklegen müssen, müssen wir protestantischen und anglikanischen Kreise erkennen, dass auch wir herausgefordert sind. Es ist nicht so, dass nur wir die Bibel verstanden haben und die Katholiken nicht. Wir sind zusammen dazu aufgerufen, die Bibel neu zu lesen. Diesen Weg können wir nur gemeinsam gehen.
(rv 23.10.2008 bp)







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