20 Tote gab es Anfang
dieser Woche bei einer neuen Gefängnisrevolte in der nordostmexikanischen Stadt Reynosa
an der Grenze zum US-Bundesstaat Texas. Vor kaum einem Monat kamen ebenfalls bei einem
Bandenkrieg in der Haftanstalt von Tijuana 19 Männer ums Leben. Allein im letzten
Jahr gab es bei Zusammenstößen in mexikanischen Gefängnissen mindestens 60 Tote. Hunderte
Menschen wurden verletzt. Was steckt hinter diesen Revolten? Mehr dazu von Birgit
Pottler:
Die Politiker machen die Drogenmafia verantwortlich. Doch das ist
nicht der einzige Grund für die Gewalteskalation in den Gefängnissen, meint Erzbischof
Domingo Diaz Martinez. Er ist zuständig für die Gefängnispastoral und prangert besonders
die Fahrlässigkeiten im Strafvollzug an. Im Gespräch mit Radio Vatikan nannte Diaz
vor allem drei Gründe, warum die Gewalt in den Gefängnissen ausartet:
„Da
ist einmal die enorme Überbelegung der Gefängnisse. Zweitens werden die Forderungen
der Inhaftierten nicht gehört, und drittens gibt es in den wenigsten Haftanstalten
Rehabilitationsprogramme. Und schließlich verbergen sich hinter diesen Vorfällen auch
massive Interessen.“
Mexikos Bundesstaatsanwalt Eduardo Medina Mora warnt,
dass die Drogenmafia kurz davor sei, das Justizsystem zu übernehmen. Mit ihrer unvorstellbaren
Finanzmacht kaufen die Drogenbosse nicht nur Waffen, sondern korrumpieren Polizei,
Wachpersonal und Politiker. Hinzu kommt die schlechte Ausbildung und Ausstattung der
Wächter, sagt Erzbischof Diaz:
Viele, die in den Gefängnissen als Wärter
arbeiten und direkten Kontakt mit den Insassen haben, erhalten keine adäquate Ausbildung.
Wir als Kirche, vor allem auf Regionalebene, äußern uns immer wieder zu den unmenschlichen
Zuständen, und normalerweise werden wir auch gehört. Nur ist es so, dass zur Gefängnispastoral
nur diejenigen kommen, die auch wirklich wollen. Doch die Anführer, die diese Meutereien
vom Zaun brechen, kommen natürlich nicht.
Experten zufolge
verdienten sich weite Bevölkerungsgruppen in Mexiko schon zu lange mit dem illegalen
Drogenhandel ihren Lebensunterhalt. Das Geschäft mit dem Rauschgift werde daher von
vielen Menschen als legitim betrachtet. Auch die damit einhergehende Gewalt gehöre
in Mexiko gewissermaßen zur Normalität.