EU: Christlich-muslimische Konferenz für gemeinsames EU-Engagement
Christen und Muslime
in Europa sollen stärker als bisher gemeinsam an die Entwicklung der europäischen
Gesellschaft beitragen. So lautet die Abschlussbilanz der dreitägigen Konferenz im
belgischen Mechelen. 45 Kirchenvertreter und Muslime aus 16 europäischen Staaten sind
in einem Grundsatzpapier zum Schluss gekommen, dass der interreligiöse Dialog auch
die Entwicklung der Europäischen Union stärker als bisher beeinflussen wird. Unser
Korrespondent vor Ort, Mario Galgano, fasst zusammen. Die Religionsfreiheit soll
weltweit stärker beachtet werden. Das wird im Abschlussdokument der muslimisch-christlichen
Konferenz in Mechelen klar hervorgehoben. Im Papier werden auch die Probleme der religiösen
Gemeinschaften angeführt und konkrete Aufforderungen erwähnt. So müsse jede Religionsgemeinschaft
die Möglichkeit haben, in die lokale Gemeinschaft integriert zu werden. Ein klarer
Appell gegen die Gettoisierung von ausländischen Migranten in den europäischen Ländern.
Für den Geschäftsführer der Unterkommission für den interreligiösen Dialog der Deutschen
Bischofskonferenz, Helmut Wiesmann, handelt es sich hierbei um einen wichtigen Punkt,
der vor allem für die Muslime in Europa gilt. „Für Muslime, die in Europa leben,
bedeutet dies vor allem, dass sie die Frage über ihre eigene Identität stellen müssen.
Sind sie europäische Muslime oder Muslime in Europa? Das ist nämlich nicht dasselbe.
Es kommt also darauf an, inwieweit Muslime ihr Leben in Europa als ein Leben in Gemeinschaft
mit anderen empfinden oder inwieweit sie sich ausgeschlossen fühlen. Deshalb war es
wichtig, sich darüber auszutauschen, was es überhaupt bedeutet, ein Christ oder Muslime
in einem säkularem also religionsneutralen Staat zu leben.“ Beim Dialog kommen
aber auch immer wieder die Schwierigkeiten zum Vorschein, die auf den ersten Blick
nebensächlich erscheinen. Helmut Wiesmann: „Es gibt selbstverständlich weiterhin
Punkte, die wir nicht lösen konnten. Wir haben ja hier ganz am Rande gehört, dass
es ein Problem gewesen sei, dass wir jeweils nach den Diskussionen beim Abendessen
eine Flasche Wein auf dem Tisch gestellt hätten. Denn Muslime trinken kein Alkohol,
was bei ihnen sogar im Koran festgeschrieben ist. Diese Kritik wurde aber zurückgewiesen
und zwar nicht von den christlichen Vertreter sondern von einem Muslime, der die praktische
Konsequenz aus seinen eigenen Äußerungen gezogen hat. Muslime in Europa müssten den
Islam in einem europäischen Kontext leben. Das bedeutet also konkret, dass man Bestimmungen
der Sharia nicht auf die Muslime in Europa ausdehnen kann, wenn man gemeinsam arbeiten
will. Ich bin sehr froh, dass diese Aussage innermuslimisch diskutiert wurde und nicht
konfrontativ zwischen Christen und Muslimen.“ Bald findet ein weiterer Austausch
mit Muslime statt und zwar am 4. und 5. November im Vatikan. (rv 23.10.2008 mg)