Nichts verbinde Kirchen
und christliche Gemeinschaften so sehr wie die Bibel. Das hat Kardinal Walter Kasper
in einem schriftlichen Statement an die Weltbischofssynode betont. Das Wort Gottes
sei „das ökumenische Band par excellence“, so der Präsident des Päpstlichen Einheitsrats.
Die gemeinsame geistliche Bibellesung sei daher die herausragende Methode. Im ökumenischen
Engagement wird laut Kasper, „so hoffen wir“, an der Kirche der Zukunft gebaut. Eine
weitere These ist im Rahmen der Weltbischofssynode immer wieder zu hören: Die Bibel
sei Basis und Brücke im interreligiösen wie interkulturellen Dialog. Derzeit beraten
die Mitglieder aus allen Kontinenten in Kleingruppen.
Hauptthema seit dem 5.
Oktober ist „Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche“. Konkrete Vorschläge
dazu sollen am Samstag an den Papst übergeben werden, eine erste Liste steht, Sprachgruppen
und Synodenväter reichen dazu jetzt Änderungen ein. Im Vordergrund steht der Dialog
mit der Welt von heute. „Wir müssen mit dem Wort Gottes wie mit einer Person umgehen“,
sagt der italienische Bischof Vincenzo Paglia in einem ersten Kommentar zu den so
genannten Propositiones. „Das Christentum ist keine Buchreligion, sondern die Begegnung
mit einer Person, mit Gott selbst, der Mensch geworden ist.“ Schrift und Eucharistie
sind untrennbar verbunden, heißt es; folglich also auch Schrift und Kirche. „Die
Synode betont, dass die Bibel gelesen werden muss, wie es in der Kirche geschieht,
also im Klima des Gebets.“ Die Kirche habe eine „missionarische Berufung“ -
die Wortbeiträge der Synodenväter und der Zwischenbericht des Generalrelators gaben
hier eine Vorlage für die Propositiones. „Drittens“ ist folglich für Paglia: „Die
Bibel ist kein Buch für Christen, sie ist für alle. Sie ist die Botschaft, die Gott
allen Menschen gesandt hat. Andere Punkte sind zum Beispiel das richtige Verhältnis
von Bibelwissenschaft und Theologie, die Bedeutung der Ausbildung in den Seminarien,
um schon dort anzuleiten, das priesterliche Leben an der Bibel auszurichten. Ein herausragender
Punkt ist auch die Predigt, die weder Katechese noch Morallehre sein soll, sondern
das Wort des Herrn in die Herzen dringen lassen soll. Das Christentum will nicht überzeugen,
sondern die Liebe wirken lassen.“
Aus dem deutschen Sprachzirkel berichtete
am Vormittag Pater Heinz Wilhelm Steckling, der Generalobere der Oblatenmissionare
und einer der zehn gewählten Ordensvertreter in der Synode. „Wir gehen alle
Vorschläge durch, und die deutsche Gruppe hakt sich an besonderen Vorschlägen fest,
zum Beispiel das Verhältnis von Exegese und Theologie hat unser Interesse gefunden.
Wir haben auch über kleine Gemeinschaften diskutiert, gerade als Beitrag der Weltkirche.
Wir haben uns mit der Predigt beschäftigt und wie wichtig es ist, die gut vorzubereiten.
Wir haben auch einige Themen angesprochen, die mit Philosophie zu tun haben.“ Das
Wort Gottes habe Versöhnung gebracht, so die Synodenväter in den vergangenen Wochen.
Christen sollten in Konfliktsituationen entsprechend handeln. Oblaten-Superior Steckling „Der
interreligiöse Dialog ist meiner Meinung nach heute eine der wichtigsten Aufgaben
der Kirche, denn in sehr vielen Ländern sind Christen ja in der Minderheit. Wir müssen
ins Gespräch kommen, und dabei lernen wir mehr und mehr auch realistisch zu sein.
... Das Gespräch ist oft auf die nicht verbale Kommunikation beschränkt, geschieht
durch Freundschaft und Einladungen und ist also nicht immer auf dem Niveau einer Diskussion
oder Auseinandersetzung über Glaubensfragen.“ Über die diskutieren jedoch die
Bischöfe, Experten und Hörer der Synode, teilweise unterbrochen von Bauarbeiten, Tonproben
und anderen - für viele der Synodalen ungewohnten - Nebengeräuschen in der Ewigen
Stadt. Am Donnerstag haben die meisten frei; während die Sondersekretäre und alle
Berichterstatter der Synode die Debatten ein letztes Mal zusammenfassen.