D: „Regierungen nicht Lösung, sondern Teil der Krise“
Der Jesuit und Sozialethiker Friedhelm Hengsbach fordert mehr „internationale Aufsicht
und Kontrolle“ im Finanzwesen. In einem Beitrag für die „Frankfurter Rundschau“ beklagt
er, die Chance, eine gut durchdachte und solide „Finanzarchitektur“ zu entwerfen,
sei „bereits vertan“. Hengsbach wörtlich: „Die nationalen Regierungen sind nicht die
Lösung, sondern Teil der Krise. Die rot-grüne Koalition hat mit einer Reihe von Gesetzen
den Umbau des deutschen Finanzstils in die nun beklagte destruktive Dynamik der Wertpapiermärkte
mit verursacht.“ Die jetzige deutsche Regierung habe einen Fehler gemacht, als sie
bei der Reaktion auf die Krise „die staatsgläubige Vorgehensweise der britischen Regierung
... kopiert“ habe. Außerdem habe sich die Große Koalition „ von den deutschen Finanzeliten
erpressen, über den Tisch ziehen lassen. Das 500-Milliarden-Euro-Rettungspaket ist
zusammen mit den Vorständen der privaten Mega-Banken, wohl ohne Beteiligung der Sparkassen
und Genossenschaftsbanken, geschnürt worden. Die Brandstifter sitzen am Steuer des
Löschzugs“, so Hengsbach. Das Rettungspaket sei außerdem „extrem deutungsoffen formuliert“:
Die einzelnen „Krisenherde - Wertpapiermärkte, Geldverkehr der Privatbanken, Investmentgeschäft
und Position der Girozentralen - bleiben unter den gigantischen Geldsummen versteckt.“