Eine Gruppe katholischer Theologen und Exponenten des christlich-jüdischen Dialogs
spricht sich für eine Pause im Seligsprechungsverfahren für Papst Pius XII. aus. Sein
Pontifikat habe bemerkenswerte Kontroversen ausgelöst, heißt es in einem von neun
Hochschullehrern aus Nordamerika, Großbritannien und Belgien unterzeichneten Schreiben.
Als Papst habe Eugenio Pacelli zwar die Auswirkungen des Krieges auf seine schuldlosen
Opfer verurteilt, doch benannte er dabei nicht ausdrücklich die Verfolgung der Juden,
„weder während noch nach dem Holocaust“. Bis jetzt sei nicht klar, ob Pius XII. in
dieser Frage „schnell und entschieden genug“ gehandelt habe. Der Vatikan müsse noch
eine Menge Archivmaterial freigeben, das von „den besten Forschern dieses Fachgebiets“
aufgearbeitet werden solle, schlägt die Gruppe vor. Der Vatikan verliere an Glaubwürdigkeit,
wenn er sich in der Pius-Forschung ausschließlich auf Verteidiger des Papstes berufe.
„Wir sind in tiefer Sorge über die Auswirkung einer solchen Seligsprechung auf die
verbleibenden Holocaust-Überlebenden, weshalb Eile in diesem Verfahren unangemessen
scheint“, heißt es weiter. Unter den Unterzeichnern sind die Professoren P. John Pawlikoswki
aus Chicago, P. Kevin Spicer aus Washington, Mary Boys aus New York und Didier Pollefeyt
von der Katholischen Universität in Löwen. (pm 21.10.2008 gs)