2008-10-20 15:21:20

Frankreich: Trauer um den Tod von Schwester Emmanuelle


RealAudioMP3 In vier Wochen wäre sie 100 Jahre alt geworden: Schwester Emmanuelle, weltweit bekannt als „Mutter der Müllmenschen von Kairo“. In der Nacht zum Montag ist sie im Altersheim ihrer Ordensgemeinschaft friedlich eingeschlafen. Weltweit löst ihr Tod tiefe Trauer aus.
Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy unterstrich, Schwester Emmanuelle sei eine im Glauben tief verankerte, lächelnde Frau mit unbändiger Energie gewesen. Es sei ihr als „unser aller Schwester“ gelungen, die Menschen wach zu rütteln und die Herzen zu erreichen.
Auch Vatikansprecher Frederico Lombardi bedauert den Tod von Schwester Emmanuelle. Ihr Einsatz habe wie der von Mutter Teresa Grenzen überwunden. Gegenüber Radio Vatikan sagte er:
 
„Schwester Emmanuelle war eine große Figur der christlichen Kirche in unserer Zeit. Sie hat gezeigt, wie christliche Mildtätigkeit und Nächstenliebe dazu in der Lage sein können, die Unterschiede von Nationalität, religiösem Bekenntnis und Rasse zu überwinden.“
Unglaubliches hat sie in Bewegung gesetzt in den Jahren ihres Wirkens in den Müllsiedlungen Kairos. Durch ihre Initiative entstanden bis heute in drei Müllsammlersiedlungen lebensnotwendige soziale Einrichtungen: Kliniken, Kindergärten, Schulen, Alphabetisierungszentren, Tagesbetreuungsstätten und Altersheime. Zunächst hatte Schwester Emmanuels Leben jedoch einen ganz „normalen“ Verlauf genommen: In Brüssel als Tochter eines wohlhabenden Geschäftsmannes geboren, schloss sie sich mit 20 den Schwestern „Unserer Lieben Frau von Sion“ an. Sie studierte in Istanbul und an der Sorbonne in Paris, machte drei Doktorate und lehrte dann vier Jahrzehnte lang an den vornehmen Mädchenschulen ihres Ordens im Orient, zuletzt in Ägypten. Bei einem Besuch in den Müllsiedlungen Kairos stellte sie jedoch schnell fest: Ihr Platz ist nicht mehr bei den „höheren Töchtern“, sie gehört zu den Armen. Schwester Emmanuelle in einem früheren Interview:
„Als ich in dem Viertel angekommen bin, starben 4 von zehn Kindern an Tetanus. Ich hatte nichts. Keine Medikamente, keine Ärzte, keine Krankenschwestern. Ich hatte nur mein kleines Herz. Und die Mütter haben mir ihre sterbenden Kinder gebracht, es ging zu Ende, und wir haben zusammen geweint.“
Heute kommen die werdenden Mütter schon in den ersten Monaten ihrer Schwangerschaft in die schöne Klinik mitten im Slum von Mokattam, der größten Müllsiedlung Kairos; dort prüft eine Gynäkologin per Ultraschall, ob mit dem Kind alles in Ordnung ist. Ohne Schwester Emmanuelle wäre das alles nicht möglich gewesen. 1993 zog sich die „Mutter der Müllmenschen von Kairo“ dann aber in ein Altersheim ihres Ordens zurück. Von dort aus sagte sie uns einmal:
„Im Moment bete ich sehr viel, jeden Tag. Ich bete für die Ehre Gottes, wie man das auch in der Messe sagt, und für das Heil der Welt. Nur dafür.“

Ihr Tod hinterläßt eine tiefe Lücke. Schon heute ist sie eine Legende.

(rv/kna 20.10.2008 jl)







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