„Die ernsthaften Muslime hassen das Christentum gar nicht.“ Das meint der langjährige
katholische Pfarrer in Ankara, Jesuitenpater Felix Körner. Im Gespräch mit dem Internetauftritt
des „Spiegel“ sagte Körner, in der Türkei misstrauten aber „die super-säkularisierten
Türken“ „jeder Religion“. Ihr „Hass“ richte sich vor allem gegen Missionare: „Das
sind für sie feindliche Agenten.“ Seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Recep
Tayyip Erdogan 2002 gehe es den Christen in der Türkei nach seiner Einschätzung „allemal
besser als unter kemalistisch-nationalistischen Laizisten“. Vor allem die „Gesetzeslage
für Christen“ habe sich in den letzten Jahren „eindeutig verbessert“. „Nur muss man
sich manchmal fragen: Vielleicht geht es der Partei von Premier Erdogan gar nicht
um die Christen, sondern um mehr religiöse Freiheit für ihre eigene Klientel?“ Körner
wurde 2002 von seinem Orden nach Ankara entsandt, um den interreligiösen Dialog
zu suchen. Der Theologe beklagte allerdings nach wie vor „große Defizite“ in der Türkei.
So werde die katholische Kirche noch immer nicht als Rechtspersönlichkeit anerkannt,
was ihre Besitzrechte einschränke. Viel christliches Eigentum sei noch immer vom Staat
enteignet. Die Kirchen dürften keinen Priesternachwuchs ausbilden; Christen könnten
in der türkischen Armee nicht Offiziere werden.