Die katholische Kirche
will die Gesellschaft von heute erreichen. Überzeugendes Auftreten ihrer Mitglieder
sei dazu genauso wichtig wie neue Methoden in der Pastoral. Bei der Weltbischofssynode
im Vatikan diskutieren derzeit Bischöfe und Laien in nach Sprachen geordneten Kleingruppen
über entsprechende Möglichkeiten. Birgit Pottler berichtet:
Am Freitagvormittag
erstatteten die Sprecher der einzelnen Sprachzirkel Bericht in der Synodenaula und
fassten die grundlegenden Diskussionen ihrer Gruppen vom Vortag zusammen. Alle
betonten sie das notwendige Miteinander von historisch-kritischer Wissenschaft und
geistlicher Bibellektüre, plädierten für die wichtige Rolle von Laien als Katecheten
und für neue Methoden bei der Bibellesung in Familie und Gemeinde. Viele gaben Anstöße
für eine neue Auswahl der Lesungen in den Gottesdiensten. Für die deutsche Gruppe
sprach der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann. Hier lag das Augenmerk - auch aufgrund
einiger Teilnehmer aus ost- und außereuropäischen Ländern - auf der Ökumene. Die Bibel
sei „nicht nur Ausgangspunkt“, sondern wichtiger Ort der Begegnung. „Wir haben
gesagt, die Bibel ist das Buch der Bücher, in dem die verschiedenen Konfessionen sich
finden können.“ Wohl kein Synodenvater wird den interreligiösen Dialog zurückweisen,
einige betonten jedoch unterschiedliche Qualität und Inhalte im Gespräch mit dem Islam.
Man müsse sich gemeinsam in der Gesellschaft engagieren, dürfe aber das Frauenbild,
das teilweise im Gegensatz zu den Universalen Menschenrechten stehe, nicht außer Acht
lassen, hieß zum Beispiel aus einer spanischsprachigen Gruppe. Der „Circulus germanicus“
betonte das besondere Verhältnis zum Judentum. Edith Stein könne etwa eine Brückenfunktion
einnehmen. Bischof Hofmann: „Es darf unser Bemühen, das neue Testament zu entfalten,
nicht als ein Angriff auf das Alte Testament gesehen werden. Wir müssen vielmehr die
Zuordnung vom Alten zum Neuen Testament wahr nehmen. Wir haben sehr viel auch aus
der jüdischen Tradition der Interpretation des Alten Testaments gelernt. Wir sehen
es unter dem christlichen Aspekt, und ich denke, diese beiden Bereiche können aufeinander
zugehen. Es empfiehlt sich gerade für uns Deutsche, dass wir eine entkrampftere Haltung
einnehmen und unsere Wertschätzung immer auch deutlich machen.“ Brückenfunktion
zwischen Kirche und moderner Gesellschaft hat in den Augen des promovierten Kunsthistorikers
die Kultur. Auf sie müsse man auch bei neuen bibelpastoralen Methoden zurückgreifen: „Wir
müssen niederschwellige Angebote schaffen. Wir müssen missionierend in eine Gesellschaft
hineingehen, die sich säkular entwickelt.“ Zwei Dinge hofft Hofmann in den
Propositiones an den Papst wieder zu finden. Für ihn sind das grundlegende Aufgaben
der Weltkirche: „Dass wir in der heutigen Gesellschaft die Kunst und Kultur
als eine eminent wichtige Möglichkeit der Reevangelisierung wahrnehmen, aber auch
die zeitgenössische Kultur in ihrer Brückenfunktion erkennen. Das zweite: dass wir
im Blick auf die Kinder und Jugendlichen eine Sprache finden, die das, was in der
Bibel als Heilsweg verkündet wird, auch von ihnen verstanden und aufgenommen werden
kann. Wir brauchen eine Sprache, die den jungen Leuten das übersetzt, was wir glauben
und für das wir sie interessieren wollen.“ Am Freitagnachmittag formulieren
die Sprachgruppen ihre Vorschläge. Um 19 Uhr müssen sie abgegeben sein. Am Samstag
wählen die Synodenväter dann die Männer, die für weitere Ausarbeitung zuständig sind.
Der Papst weiß schon in etwa, was auf ihn zukommt. Benedikt XVI. verfolgte die Sprachberichte
in der Aula aufmerksam. (rv 17.10.2008 bp)