Italien/Deutschland: Kasper plädiert für neuen Anlauf bei Einheitsübersetzung
Die Bibel ist das gemeinsame Erbe, dass die unterschiedlichen Konfessionen verbindet.
Das sagte der päpstliche „Ökumeneminister“ Walter Kasper am Dienstag bei der Unterzeichnung
eines Abkommens in Rom. Das Dokument besiegelt die verstärkte Zusammenarbeit im Bezug
auf die Übersetzung der Heiligen Schrift zwischen der katholischen Bibelföderation
und der englischen United Bible Society, in der Christen unterschiedlicher Konfessionen
aktiv sind.
Nach wie vor bestünden zwar theologische Differenzen im Bezug auf
die Auslegung der Bibel, sagte Kasper im Gespräch mit Radio Vatikan, aber diese Unterschiede
beträfen nicht das Sonntagsevangelium oder die einzelne Lesung im Gottesdienst. Gerade
für den Gebrauch in den christlichen Gemeinden seien ökumenische Einführungen in die
Bibeltexte sehr wichtig. Sie würden laut Kasper helfen,
„dass evangelische
und katholische Christen zusammen kommen zur gemeinsamen Bibelarbeit. Dort hat nämlich
die ökumenische Bewegung angefangen. Sie ist nicht irgendein Aktionismus oder eine
kirchliche Diplomatie auf hoher kirchlicher Ebene. Wir müssen wieder zu diesen Ursprüngen
zurück und gemeinsam die Bibel lesen und dann überlegen was das für
das Leben des Einzelnen bedeutet. Da sind Protestanten und Katholiken heute den gleichen
Problemen ausgesetzt, da gibt es keine Unterschiede im täglichen Leben.“
Die
Unterschiede in der katholischen und protestantischen Auslegung der Bibel, die vor
allem in Deutschland immer wieder im Vordergrund der Diskussion stünden, dürften die
konstruktive Zusammenarbeit in der Bibelübersetzung nicht behindern, so Kasper:
„Die
Kunst einer gemeinsamen Übersetzung und auch die Chance würde darin bestehen, dass
man diese beiden Traditionen zusammenbringt und miteinander vereinigt. Das ist nicht
einfach, aber das ist die Aufgabe, vor der wir stehen und vor der man auch in Deutschland
nicht kapitulieren sollte.
Weiter sagte Kasper, dass er sich vor allem
für die deutschsprachigen Ländern wünsche,
„...dass man die Frage der Revision
der Einheitsübersetzung wieder ökumenisch gemeinsam aufnimmt. Die Schwierigkeiten,
die aufgetreten sind, sind überwindbar. Das ist in allen anderen Ländern der Welt
auch gelungen. Warum soll das in Deutschland nicht notwendig sein? Und das Zweite
ist, dass die ökumenischeBewegung sich wieder auf die Bibelarbeit konzentriert und
sich nicht in allen möglichen Aktionismen verliert.“