Benedikt: "Die Schrift muss als Ganzes gesehen werden"
Papstpremiere in der
Synodenaula: Erstmals hat Benedikt XVI. bei der Bischofssynode das Wort ergriffen
und dafür plädiert, den Graben zwischen wissenschaftlicher Exegese und geistlicher
Bibellesung zu überwinden. An diesem Dienstag stand die Bedeutung der biblischen Exegese
im Mittelpunkt der Bischofssynode. Benedikt bezog sich in seiner Wortmeldung auf die
dogmatische Konstitution „Dei Verbum“, eines der zentralen Dokumente des Zweiten Vatikanischen
Konzils. Salesianerpater Markus Graulich, Pressesprecher der Synode für den deutschsprachigen
Raum, fasst die Ansprache des Papstes zusammen:
„An diesem Dienstagmorgen
war der Beitrag des Papstes sicher das Highlight nach der Pause. Benedikt hat zu einer
Frage gesprochen, die sich um die richtige Auslegung der Bibel drehte. Ausgehend von
Dei Verbum Nr 12 hat der Papst dafür plädiert, dass man die fruchtbare und anerkennenswerte
Arbeit der historisch-kritischen Exegese in Verbindung mit einer theologisch-spirituellen
Auslegung der Heiligen Schrift sehen muss. Das bedeutet: In der Auslegung der Heiligen
Schrift muss sie als Ganzes und als Einheit gesehen werden. Das nennen wir auch kanonische
Exegese. Der Papst nimmt ja beispielsweise in seinem Buch „Jesus von Nazareth“ sehr
stark Bezug darauf. Die Heilige Schrift muss auch in der lebendigen Tradition der
Kirche gelesen werden. Des Weiteren muss die so genannten „Analogia Fidei“ – die Symbolsprache
des Glaubens – beachten. Der Papst ruft deshalb auf, den Graben zwischen wissenschaftliche
Exegese und geistlicher Bibellesung – der „Lectio Divina“ – zu überwinden.“