Russland: Estnische Kirche verärgert Moskauer Patriarchat
Das Moskauer Patriarchat
hat an diesem Montag seine Mitgliedschaft in der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK)
ausgesetzt. Grund sei das Vorhaben der Kirchenvereinigung, die estnisch-orthodoxe
Kirche aufzunehmen. Moskau betrachtet die estnische Kirche als ihr kirchliches Teilgebiet,
doch die Esten wollen vom Moskauer Patriarchat unabhängig sein. Daraus ist ein Streit
entstanden. An diesem Wochenende fand in Konstantinopel ein gesamtorthodoxes Treffen
statt, auf dem über die künftige Einheit der orthodoxen Kirchen diskutiert wurde.
Der russische Patriarch Alexij II. war dabei. Ein Vertreter der estnischen Kirche
war aber nicht anwesend. Die Aussetzung der Mitgliedschaft KEK sei ein klares Zeichen
für den Anspruch den das Moskauer Patriarchat erhebt, sagt der Ostkirchen-Experte
des Instituts „Glauben in der zweiten Welt“ in Zürich, Gerd Stricker:
„Dem
Moskauer Patriarchat ging es immer wieder darum, dass der gegenwärtige Status der
estnischen Kirche – der zwar zähneknirschend auch von Moskau anerkannt worden war
– nicht von internationalen kirchlichen Gremien akzeptiert werden sollte. Mit anderen
Worten: Das Moskauer Patriarchat versucht mit allen Mitteln, die kleine estnische
und unter Konstantinopel befindliche orthodoxe Kirche aus allen internationalen Institutionen
fern zu halten.“ In Konstantinopel wurde vereinbart, dass sich die orthodoxen
Kirchen künftig besser miteinander absprechen müssen. Die Zukunft der orthodoxen Kirchen
hängt aber auch vom Verhältnis zur katholischen Kirche ab. Gerd Stricker:
„In
dieser Hinsicht glaube ich, dass die Zeichen aus dem Treffen in Konstantinopel positiv
zu bewerten sind. Nach der jahrelangen Reisediplomatie von Einheits-Kardinal Walter
Kasper ist es gelungen, die Beziehungen zwischen Moskau und dem Heiligen Stuhl zu
entspannen. Das hat auch das gesamte Verhältnis der katholischen Kirche zur Orthodoxie
positiv verändert. Man muss zugeben, dass die Beziehung und der Einfluss der russisch-orthodoxen
Kirche den Ton angeben. Wenn es dort Verbesserungen gibt, dann kann man zuversichtlich
sein, dass in den nächsten Jahren die Annäherung zwischen Katholiken und Orthodoxen
– die ja immer erträumt wird – nun näher kommt.“ (rv 13.10.2008 mg)