Papst Benedikt XVI.
hat die Schweizer Ordensfrau Maria Bernarda Bütler (1848-1924) heiliggesprochen. Gemeinsam
mit der Gründerin der Franziskaner-Missionsschwestern von Maria Hilf erhob er am Sonntag
während eines Festgottesdienstes mit etwa 40.000 Gläubigen auf dem Petersplatz auch
den neapolitanischen Ordensgründer Gaetano Errico (1791-1860), die Laiendominikanerin
Narcisa de Jesus Martillo Moran aus Ecuador (1833-69) und die indische Ordensfrau
Anna Muttathupadathu (1910-46) in den Rang von Heiligen. Nach der Vorstellung der
neuen Heiligen durch den neuen Präfekten der Heiligsprechungskongregation, Erzbischof
Angelo Amato, verlas Benedikt XVI. die Heiligsprechungsformel. Maria Bernarda Bütler
ist die erste Schweizerin seit der Reformationszeit, die zur höchsten Ehre der Altäre
erhoben wurde. Benedikt würdigte die neue Heilige in seiner mehrsprachigen Predigt: „Maria
Bernarda Bütler, die in Auw im Schweizer Kanton Aargau geboren wurde, hat schon sehr
früh die Erfahrung einer tiefen Liebe zum Herrn gemacht. Wie sie sagte, „ist es fast
unmöglich, dies anderen zu erklären, die es selbst nicht so verspürt haben“. Diese
Liebe führte Verena Bütler, wie sie damals hieß, zum Eintritt in das Kapuzinerinnenkloster
Maria Hilf in Altstätten, wo sie mit 21 Jahren ihre Gelübde ablegte. Im Alter von
40 Jahren empfing sie ihre missionarische Berufung und machte sich auf den Weg nach
Ecuador und dann nach Kolumbien. Aufgrund ihres Lebens und ihres Einsatzes für ihre
Mitmenschen hat sie mein verehrter Vorgänger Johannes Paul II. am 29. Oktober 1995
als Selige zur Ehre der Altäre erhoben.“ Beim Heiligsprechungsgottesdienst
war die kolumbianische Ärztin Mirna Jazmine Correa anwesend, die 2002 im Alter von
29 Jahren eine schwere Lungenentzündung erlitt und auf Anrufung der Fürsprache Maria
Bernarda Bütlers auf medizinisch unerklärliche Weise geheilt wurde. Die von der
vatikanischen Glaubenskongregation anerkannte wunderbare Heilung machte die Heiligsprechung
der Ordensgründerin möglich, die im kolumbianischen Cartagena begraben und in dem
südamerikanischen Land überaus populär ist. Gemeinsam mit einem Angehörigen der
Familie Bütler und der Generaloberin des Ordens, Sr. Marines Burin, trug Mirna Correa
unmittelbar nach der feierlichen Proklamation der neuen Heiligen die Reliquien der
Ordensgründerin zum Altar. An dem Heiligsprechungsgottesdienst auf dem Petersplatz
nahmen zehntausende Gläubige teil. Aus Österreich und der Schweiz waren hunderte Pilger
angereist. Unter den mehreren Zehntausend Teilnehmern der feierlichen Zeremonie
war die Präsenz von Indern, die ihre Nationalflaggen schwenkten, besonders stark.
Im Anschluss an den Gottesdienst rief Benedikt XVI. vor allem zum Gebet für die verfolgten
Christen in Indien auf. In seiner Predigt zuvor hatte der Papst jede Anspielung auf
die seit Wochen andauernden Übergriffe militanter Hindus auf Christen in Indien vermieden.
Hingegen würdigte er Muttathupadathu als Beispiel für geduldig ertragenes Leiden in
Krankheit. Dabei mahnte er die Gläubigen, das je eigene Kreuz auf sich zu nehmen.
„Einen Tag ohne Leiden betrachte ich als einen verlorenen Tag“, zitierte Benedikt
XVI. die von ihm heiliggesprochene indische Ordensfrau.