Griechenland: Bartholomaios I. kritisiert orthodoxe Uneinigkeit
Der ökumenischer Patriarch Bartholomaios hat die orthodoxe Uneinigkeit Kritisiert.
Er präsentierte in seiner Eröffnungsansprache am Freitag bei der „Synaxis“ im Phanar
ein Fünf-Punkte-Programm zur Überwindung der innerorthodoxen Differenzen. Wörtlich
hieß es in dem Redetext des Patriarchen: „Wir erscheinen den Nichtorthodoxen manchmal
als gespalten - wenn es etwa um theologische Dialoge und anderes geht, wenn wir nicht
fähig sind, zur Verwirklichung eines Heiligen und Großen Konzils der orthodoxen Kirche
zu gelangen, wenn uns die einheitliche Stimme zu Fragen der Gegenwart fehlt und wir
stattdessen bilateral Dialoge mit Nichtorthodoxen darüber abhalten, und wenn wir die
Konstituierung einer einzigen orthodoxen Kirche für die Diaspora - in Einklang mit
den ekklesiologischen und kanonischen Prinzipien - nicht schaffen. Wie können wir
da das Entstehen des Bildes einer Gespaltenheit der Orthodoxie verhindern - insbesondere
wenn nichttheologische, säkulare Kritierien angewendet werden?“ Bartholomaios I.
verwies darauf, dass in der Orthodoxie seit dem Schisma von 1054 der "Dienst an der
Einheit" dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel zukomme. Die Einberufung
von panorthodoxen Konzilien sei Ausdruck dieses Dienstes. Dabei werde die Autokephalie
(Selbständigkeit) der einzelnen orthodoxen Kirchen respektiert, eine Ausuferung in
einen „Autokephalismus“ werde aber abgelehnt. Dabei gehe es um ein „radikales Unabhängigkeitsstreben“,
das ein Faktor der Trennung sei und die Einheit der Orthodoxie verhindere. Heute habe
das Ökumenische Patriarchat keine Staatsmacht mehr hinter sich, so Bartholomaios I.:
„Unsere Einigkeit hängt jetzt von unserem Gewissen ab. Die Einsicht in die Notwendigkeit
und Verpflichtung, einen einzigen Leib zu bilden, eine Kirche, ist ausreichend, um
unsere Einheit zu garantieren, ohne dass es eine externe Intervention braucht“. Als
die fünf wichtigen Schritte für die nächsten Jahre bezeichnete Bartholomaios I. die
Intensivierung der Vorbereitung des Panorthodoxen Konzils, die Lösung der Diaspora-Streitigkeiten
auf Basis des nicht realisierten interorthodoxen Agreements von 1993, das Mittragen
aller an den gesamtorthodoxen theologischen Dialogen mit den nichtorthodoxen Kirchen,
die gemeinsame Unterstützung der Initiative des Ökumenischen Patriarchats zur "Bewahrung
der Schöpfung" sowie die Einrichtung eines interorthodoxen Bioethik-Studienkomitees. Die
„Synaxis“ ist dem bis 29. Juni 2009 dauernden Paulus-Jahr gewidmet. Das ökumenisch
begangene Jahr im Gedenken an die Geburt des „Völkerapostels“ vor 2.000 Jahren war
im Juni in Rom von Papst Benedikt XVI. und Patriarch Bartholomaios I. gemeinsam eröffnet
worden.