Deutliche Kritik an
einem verantwortungslosen Finanzgebahren hat der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch
geübt. Unvorstellbare Summen an Geld zerplatzten plötzlich wie eine Luftblase, weil
diejenigen, die entscheiden, nicht für die Folgen ihres Tun einstehen, nicht dafür
haften müssten, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Sonntag in
Hockenheim.
„Sagen wir es klar und deutlich: Wo die Gier nach dem Geld
größer ist als das notwendigen Verantwortungsbewusstsein, da gerät die Welt aus den
Fugen. Das, was der Mensch zutiefst braucht, Halt und Orientierung in Gott, darf nicht
auf dem Altar kurzsichtiger Spekulationen verfeuert werden. Wir müssen Flagge zeigen
für das, was mehr ist als Geld, für die Verantwortung für das Ganze. Mit den dramatischen
Erfahrungen der Bankenkrise stehen wir an einem Punkt, wo wir aufwachen müssen, weil
wir spüren, dass wir herausgefordert sind, herausgefordert zum engagierten Einsatz.“
Die derzeitige Bankenkrise mache auf schmerzliche Weise bewusst, wie schnell
vermeintliche Sicherheiten Schall und Rauch seien. Die Kirche weise immer wieder auf
die grundlegenden Werte hin.
„Weil es um den Menschen geht, ist es wichtig,
uns als Kirche zu Wort zu melden. Weil wir als Christen dieser Welt etwas zu sagen
haben, dürfen wir uns nicht verstecken oder in eine binnenkirchliche Kuschelecke zurückziehen.
Es ist unsere Aufgabe, Zeugnis in der Welt abzulegen, uns unerschrocken einzusetzen
für das, was der Mensch zutiefst braucht, wovon er lebt, und was weit über dem materiellen
Gewinn steht.“ Der Freiburger Erzbischof, der in Hockenheim den Altar der
renovierten Pfarrkirche St. Georg weihte, sprach sich zudem vehement für den Schutz
des Sonntags aus. Der Sonntag stehe für „Halt und Orientierung in Gott“. Beides brauche
der Mensch zutiefst und dürfe deshalb nicht „auf dem Altar des Kommerzes geopfert
und auf dem Holzstoß oft kurzsichtiger Spekulationen verfeuert werden“, unterstrich
Zollitsch. Es brauche den notwendigen Unterhalt für das tägliche Leben und die materielle
Absicherung. Aber, so der Erzbischof: „Wer nur noch Werktage kennt, gleicht einem
Menschen, der sich an einem endlosen Seil zu Tode zieht“. Er rief die Gläubigen
dazu auf, Flagge zu zeigen für den Sonntag und damit für die Verantwortung für das
Ganze. Mit den dramatischen Erfahrungen der Bankenkrise stehe man an einem Punkt,
wo man aufwachen müsse. „Indem wir Christen den Sonntag als Tag der Gottesverehrung
feiern, halten wir seinen innersten Sinn und den innersten Sinn unseres Lebens wach“,
der weit über dem materiellen Gewinn stehe, betonte Erzbischof Zollitsch.