Die Kirche muss sich
den Nöten und Anforderungen der Gesellschaft von heute stellen, auf die Veränderungen
reagieren und eine größere Rolle im Alltag der Menschen spielen. Das haben einige
Teilnehmer der Weltbischofssynode im Vatikan an diesem Samstag gefordert. Nach grundlegenden
Debatten über das Wort Gottes zu Beginn der Synode thematisieren die Bischöfe aus
aller Welt nun die pastoralen Auswirkungen. Birgit Pottler berichtet.
Das Thema
hätte nicht besser passen können für diesen 11. Oktober, Gedenktag für Johannes XXIII.
An eben diesem Tag vor 46 Jahren hatte er das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet.
Die Synodenväter gedachten seiner am Morgen in der Messe, in der Synodenaula debattierten
sie dann über das „Aggiornamento“, die „Verheutigung“ der Botschaft der Kirche. Gerade
um junge Menschen zu erreichen, müsse die Kirche neue Möglichkeiten finden. Von dieser
„gemeinsamen Sorge“ sprach der Prior der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, Bruder
Alois Löser. Zwar biete auch Taizé keine fertigen Lösungsansätze, so Bruder Alois
gegenüber Radio Vatikan, „aber wird sind auf der Suche. Vor allem auf dem Gebiet
der Weitergabe des Glaubens. Für viele ist das abgebrochen und wir müssen neue Wege
finden, um Glauben bei Jugendlichen zu wecken. Das ist eine gemeinsame Sorge von uns
in Taizé und der Synode: Wie kann das Wort Gottes zu jungen Menschen heute sprechen?“ Junge
Menschen suchten nach glaubwürdigen Zeugen, nach „Helden der guten Botschaft“, nicht
so sehr nach Predigern und Lehrern, so ein Erzbischof aus Lateinamerika. Die diesjährige
Weltbischofssynode hatte sich bereits im Teilnehmerkreis geöffnet, so viele Laien
wie nie zuvor gehören zu den Experten und Hörern. Unter ihnen auch ein Vertreter des
italienischen Pfadfinderverbandes, Daniele Boscaro, 28 Jahre jung. Sein Wunsch: „Der
Lebenswirklichkeit der Jugend gegenüber sollte es weniger diese Einstellung der Lehre
geben, ich würde mir wünschen, dass die Kirche die Jugendlichen mehr begleitet. Das
meint auch das Wort Gottes in den Alltag tragen, aber vor allem Beistand bei den grundlegenden
Entscheidungen, die für Jugendliche wirklich das Leben ausmachen. Hier anzusetzen
heißt für mich, dem wachsenden Leben und damit der Kirche von morgen mehr Raum zu
geben.“ Die Kirche müsse das Leben der Menschen begleiten und ihnen beistehen,
betonte ein Erzbischof aus Kenia. Ihre Sendung bestehe nicht nur in religiösen Feiern
und Katechesen. Gerade in einer von Krieg und Hunger geplagten Gesellschaft wie der
in vielen afrikanischen Ländern brauche es neue Methoden. Mit Applaus quittierten
die Männer und Frauen in der Synodenaula einen Appell zur Einheit in einer - so wörtlich
- „müden und kranken Gesellschaft“. Der Vertreter der Griechisch-Orthodoxen bei der
Synode, Archimandrit Igantios Sotiriadis, sprach wohl im Namen der insgesamt zehn
so genannten „brüderlichen Delegierten“: „Unsere Gesellschaft verlangt von uns Christen
(Katholiken, Orthodoxen, Protestanten, Anglikanern) ein gemeinsames Zeugnis!“ Für
alle Teilnehmer der Synode sei es hilfreich, über den eigenen Horizont hinauszuschauen,
betont Bruder Alois aus Taizé, Gast der Synode: „Was die Christen verbindet
ist das Wort Gottes und die Taufe. Die Betonung des Wortes Gottes als verbindendes
Element unter allen Getauften ist ein wichtiger Punkt der Synode, der uns auch bei
unserer Arbeit in Taizé sehr viel helfen kann.“ (rv 11.10.2008 bp)