Synode: Früheren Ostblock und Heiliges Land im Blick
Probleme der Verkündigung
in Ländern, die von Naturkatastrophen gezeichnet sind, in den Staaten des früheren
Ostblocks und im Heiligen Land haben die Bischöfe bei der achten Vollversammlung der
Synode an diesem Freitag beschäftigt. Birgit Pottler berichtet:
Jeder Mensch
müsse Zugang zum Wort Gottes haben. Dafür plädierten mehrere Synodenväter. Gerade
nach der Zeit sozialistischer Regimes brauche es engagierte und gebildete Laien. Die
Bibel solle in Schulen verteilt werden, in den Familien sollte täglich ein Absatz
gemeinsam gelesen und darüber gesprochen werden. Der anhaltende Konflikt zwischen
Israel und Palästina schüre Schwierigkeiten bei der Bibellektüre, erklärte der lateinische
Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal. Die arabischen Christen litten unter politischen
und ideologischen Fehlinterpretationen vor allem des Alten Testaments. Gegenüber Radio
Vatikan sagte Twal:
„Diese fanatischen Juden setzen die Schrift gegen alle
anderen Gruppen ein. Damit rechtfertigen sie jeglichen Krieg, um alle anderen Einwohner
aus Palästina zu vertreiben und dem israelischen Regime die Macht zu geben. Dabei
sprechen heute doch alle von zwei Staaten! Aber diese Fanatischen kennen nur ihre
Ideologie.“
Twal appellierte an die Synodenväter, das Heilige Land mit
Gebet und Pilgerreisen zu unterstützen. Bibelstudium und -lektüre sicherten im Heiligen
Land einen historischen wie geographischen Schatz, so der Patriarch.
„Die
ganze Situation vor Ort verweist uns auf die Bibel und das Evangelium. Die dramatische
Situation lässt uns das Wort Jesu ernst nehmen, das Kreuz auf sich zu laden. Die Kirche
bei uns trägt ihr Kreuz, jede Familie, jeder einzelne. Dieses Kreuz leben wir jeden
Tag. Doch das lässt uns nicht andere schöne Worte des Evangeliums vergessen. Jesus
hat uns seinen Frieden versprochen. Da geht es nicht um einen Frieden, den Politiker
schließen, die heute wollen und morgen nicht. Sein Frieden ist innere Ausgeglichenheit,
innerer Frieden und Vertrauen. Daran wird es uns nie fehlen.“
Twal betonte
am Rande der Synode den großen Optimismus, der die im Heiligen Land verbliebenen Christen
auszeichne: „Wir wissen, dass man das Heilige Land nicht lieben und nicht dort
leben kann, ohne dieses Kreuz. Das ist inzwischen unser tägliches Brot.“ Besonders
dankbar seien die Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen vor Ort über Pilgerreisen
und Bischofsbesuche aus aller Welt. Twal: „Das ist wunder-, wunderschön. So fühlen
wir uns mit der Weltkirche verbunden.“
Einen Appell für interreligiöses
Miteinander in der Region lancierte der syrische Patriarch Gregorius III.. Das Oberhaupt
der griechisch-melkitischen Kirche legte den Synodenvätern ein Dialogforum nahe. Im
Gespräch mit uns erläuterte er:
„Ich will, dass Moslems und Christen einander
begegnen, nicht so sehr miteinander diskutieren, als viel mehr meditieren. Im Zentrum
von Jerusalem, in Notre Dame, geschieht das seit Jahren. Christen, Moslems und Juden
betrachten dort alle gemeinsam das Wort Gottes – und das trotz der großen Schwierigkeiten
im Heiligen Land ohne Diskussion.“
Details am Rande: Zum zweiten Mal in
dieser Woche erhielt Papst Benedikt eine Sammlung mit Sprachausgaben des Neuen und
Alten Testaments, diesmal von der Deutschen Bibelgesellschaft. Er erweiterte das Geschenk
für alle Teilnehmer der Synode, Kardinäle, Bischöfe und Laien. Für Freitagabend sieht
die Tagesordnung eine freie Aussprache über „Sacramentum caritatis“ vor, das päpstliche
Schreiben nach der letzen Bischofssynode zur Eucharistie.