Vor fünfzig Jahren,
am 9. Oktober 1958, starb Pius XII. Als „Pastor Angelicus“ steuerte Papst Eugenio
Pacelli die Kirche mit Diplomatie durch schwierige Zeiten. Der Faschismus, die Tragödie
des Zweiten Weltkriegs und der Ost-West-Konflikt nach 1945 waren die dramatischen
Ereignisse, die sein neunzehnjähriges Pontifikat prägten. Dennoch veranlasste Pius
Reformen, deren Erfolg noch heute sichtbar ist. Die Kirche würdigt ihn an diesem Donnerstag
als fürsorglichen Oberhirten und Intellektuellen, der im Rahmen der Tradition auch
für moderne Entwicklungen offen war:
Pius XII. machte als Papst einer „leidenden
Menschheit“ Geschichte. Als er am 2. März 1939 den Stuhl Petri bestieg, ging in Europa
bereits die Angst vor dem Weltkrieg um. Pius, der schon in den zwanziger Jahren als
apostolischer Nuntius im Deutschen Reich diplomatisches Geschick bewiesen hatte, wandte
sich am 24. August 1939 in einer Radioansprache an die Krieg schürenden Nationen:
„Durch
den Frieden ist nichts zu verlieren. Durch den Krieg kann alles verloren sein! Die
Menschen sollten sich wieder um gegenseitiges Verständnis bemühen. Sie sollten die
Verhandlungen wieder aufnehmen. Wenn sie sich mit gutem Willen und im gegenseitigen
Respekt auseinandersetzen, werden sie sehen, dass ernsthaften und tatkräftigen Verhandlungen
der Erfolg niemals verwehrt bleibt.“
Der päpstliche Appell fand in der
Politik allerdings keinen Anklang. Eine Woche später brach nach dem Angriff der Nationalsozialisten
auf Polen am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg aus. Doch auch während des Kriegs
wurde Pius nicht müde, in zahlreichen Radioansprachen zum Frieden aufzurufen. Den
Worten folgten Taten: So ließ Pacelli während der deutschen Besatzung, die römischen
Kirchen und Konvente öffnen, um die jüdische Bevölkerung der Stadt vor ihrer Deportation
in die Konzentrationslager zu bewahren. Er richtete einen Suchdienst für die Angehörigen
von Vermissten und Kriegsgefangenen ein und organisierte den Versand von Hilfsgütern
in das vom Krieg zertrümmerte Europa. - Kaum war der Faschismus besiegt worden, kündigte
sich nach 1945 ein neuer Konfliktherd an. Vor dem aufflammenden Kalten Krieg warnte
Pius bereits kurz nach Kriegsende im Dezember 1946:
„Anstatt sich um einen
wirklichen Frieden zu bemühen, befinden sich die Völker in weiten Teilen der Welt
und vor allem in Europa in einem Zustand dauernder Agitation, aus der früher oder
später die Flammen eines neuen Konflikts aufsteigen könnten.“
So
bestimmt Pius auf der einen Seite den Kommunismus verurteilte, so entschieden lehnte
er andererseits auch den exzessiven Kapitalismus ab. Er sprach sich für eine gerechtere
Verteilung des Wohlstands aus. Zwar bot der Apostolische Palast ein prächtiges Ambiente,
doch persönlich lebte Pius asketisch wie kaum ein Papst vor ihm. Zu Pacellis Verdiensten
gehören auch die Internationalisierung der Kurie und die Reform der Liturgie. Das
Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel verkündete er 1950. Mit seinen
41 Enzykliken hinterließ Pius der Kirche ein reiches theologisches Erbe, aus dem auch
die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils schöpften. Er war zudem einer der ersten
Päpste, die umfassend von den modernen Massenmedien Gebrauch machten und über den
Film und besonders das Radio eine direkte Kommunikation zu Gläubigen in aller Welt
pflegten.