2008-10-08 14:18:48

Synode: Schwerpunkte Predigt und Bildung


RealAudioMP3 Die Teilnehmer der Weltbischofssynode haben sich an diesem Mittwoch erstmals in Kleingruppen getroffen. In einzelnen Sprachgruppen werden sie hier Vorschläge für die so genannten Propositiones sammeln, die am Ende der Synode dem Papst übergeben werden. An den vorausgegangen zwei Versammlungstagen stand der Umgang mit der Bibel in der heutigen Gesellschaft im Vordergrund.

„Ich hoffe, dass wir durch diese Synode wieder einen neuen Zugang zur Heiligen Schrift bekommen, dass ein neuer Frühling in der Kirche anbricht: im Umgang mit dem Wort Gottes, im Hören und in seinem Vollzug.“

Das sagte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke gegenüber Radio Vatikan. Der frühere Abt des Benediktinerklosters Plankstetten ist zusammen mit dem Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann und Weihbischof Jörg Michael Peters aus Trier einer der drei von der Deutschen Bischofskonferenz entsandten Mitglieder der Synode.

Eine Neuausrichtung der kirchlichen Praxis an und mit der Bibel sei notwendig. Das ist Konsens über die Kontinente hinweg. Das grundlegende Arbeitspapier der Synode nimmt dabei immer wieder Bezug auf die Offenbarungskonstitution des letzten Konzils. Einer der Experten aus Brasilien, der Bibelwissenschaftler an der Päpstlichen Hochschule von Belo Horizonte, Herman Konings, betont:

„Das Zweite Vatikanische Konzil ist jetzt 40 Jahre her, und es wird Zeit, die Bischöfe zusammenzurufen, um über die pastoralpraktischen Angelegenheiten nachzudenken – angesichts der neuen Situation in der Gesellschaft, fundamentalistischen Strömungen und die Teilnahme der Gläubigen. Das Wort Gottes, das in der Schrift und auch in der Tradition anwesend ist, muss wirklich die Menschen von heute berühren können.“

Bei der freien Diskussion am Dienstagabend legten die Synodenväter den Schwerpunkt auf die Predigt als einzigartigen und fundamentalen Ort der Verkündigung. Die Kirche habe die unvergleichliche Chance, allwöchentlich vor einem festen Publikum zu sprechen, hieß es. Die Gesellschaft von heute sei auf die grundlegenden Werte, die das Wort Gottes bietet, angewiesen, sonst stehe sie weiter vor ethischen und soziologischen Problemen.

Der Eichstätter Bischof Hanke sagte am Rand der Synode:
„Ich denke, man kann vom Wort Gottes die sozialen Auswirkungen gar nicht trennen. Das Wort will auch heute noch Fleisch werden in der Gesellschaft. Es ist Sauerteig, der die Gesellschaft durchformt. Nur wer das Wort Gottes in dem Sinn liest, wie es der Herr uns gegeben hat, der wird dann auch befähigt, die Gesellschaft mitzuverändern.“

Ein zweiter Schwerpunkt in den Wortmeldungen lag auf der Bildung. Bibelwissenschaftliche Kenntnis, aber auch die Bereitschaft zum Hören auf das Wort seien für Prediger wie Gläubige wichtig.
Gerade Synodenväter aus Asien und Lateinamerika thematisierten den wachsenden Zulauf der Sekten. Erzbischof Laurent Monsengwo von Kinshasa, meinte gegenüber Radio Vatikan:

„Die Sekten stellen ein großes Risiko dar, vor allem weil sie die Bibel fundamentalistisch auslegen. Damit beeinträchtigen sie das Bibelverständnis und das Wissen der Christen und verkomplizieren uns damit die Verkündigung. Wenn wir nicht gegen dieses Phänomen ankämpfen, laufen wir Gefahr, dass die Christen sich von der katholischen Kirche abwenden und zu den Sekten abwandern, darauf hoffend, dass sie dort die Wahrheit finden, die wir in ihren Augen verborgen halten, weil die Auslegung der anderen nicht die Richtige war.“
Der kongolesische Alttestamentler ist Sondersekretär der Synode. Er ist der erste Afrikaner auf dieser Position und trat an die Stelle des Mitte August unerwartet verstorbenen Neutestamentlers Wilhelm Egger, Bischof von Bozen-Brixen. Die Auslegung der Bibel müsse immer in Einheit mit der Kirche geschehen, so Monsengwo:
„Es reicht nicht, einen einzelnen Vers zu nehmen und ihm willkürlich einen Sinn zuzuschreiben. Man muss den Zusammenhang der ganzen Bibel sehen. Aus dem biblischen Text kann man außerdem nie eine Deutung ablesen, die im Gegensatz zu dem von den Aposteln empfangenen Glauben steht.“

Am Mittwochnachmittag gehen die Beratungen in der Vollversammlung der Bischöfe weiter. Am Donnerstag nehmen sie am Gedenkgottesdienst Papst Benedikts XVI. zum Todestag von Papst Pius XII. teil.

(rv 08.10.2008 bp)








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