Die Weltbischofssynode
zum Thema „Wort Gottes“ wird konkrete Ergebnisse für Kirche und Gesellschaft bringen.
Das hofft der Salesianerpater Markus Graulich, Pressesprecher der Synode für den deutschen
Sprachraum. Schon am ersten Tag habe es interessante Vorschläge von Bischöfen aus
verschiedenen Kontinenten gegeben, etwa Leitlinien für die Predigt oder Ideen zur
Inkulturation der Bibel. Birgit Pottler hat Dienstag Mittag nach drei der insgesamt
24 Vollversammlungen mit Pater Graulich gesprochen.
Pater Graulich, Sie sind
so zu sagen der Sprecher für die deutschsprachigen Journalisten und haben die Aufgabe,
das Synodengeschehen zusammen zu fassen. Am ersten Tag ging es los mit Stellungnahmen
und Statements aus den verschiedenen Kontinenten. Konnte man da eine einheitliche
Linie, was die Situation angeht, erkennen? Oder sind diese Relationen alle völlig
unterschiedlich gewesen?
„Die Relationen waren insoweit unterschiedlich,
als Sie von unterschiedlichen Situationen sprechen. Ich denke, ein großes Thema dieser
Relationen der Kontinente war: Wie können wir Bibel und heutige Kultur vermitteln?
Und da hat dann Afrika eben vor dem Hintergrund der Naturreligionen, Europa und Ozeanien,
Amerika, Säkularismus. Dann diese protestantischen Sekten und so weiter. Verschiedene
Dinge, die eben jeweils die Sachen herausfordern. Aber das ist immer die Herausforderung,
die Bibel zu vermitteln."
Diese unterschiedliche Situation in den Kontinenten,
ist das etwas, was diese Synode bereichert? Weil man dann eben gemeinsam daran arbeiten
und sich austauschen kann? Oder ist es eher erschwerend für ein gemeinsames Ergebnis,
für eine gemeinsame Beratung?
"Ich habe das als bereichernd empfunden. Denn
dadurch wird klar, wo die Einzelnen stehen. Und das ist ja gerade auch der Sinn der
Synode, diese Erfahrungen zusammen zu tragen. Was kann jetzt hilfreich sein in all
diesen verschiedenen Situationen, die sich eben ergeben und in denen die Kirche lebt."
Es begannen im Anschluss an diese Berichte aus den Kontinenten die einzelnen
Wortmeldungen der Bischöfe. Ist da eine klare Linie abzusehen? Ich habe herausgehört,
dass es wirklich um eine gesamtheitliche Sicht auf die Bibel geht. Kein Trennen, Altes
und Neues Testament gemeinsam, keine einzelnen Kapitel ausklammern. Und die Verbindung
von Verkündigung, Bibel und kirchlichem Lehramt wurde immer wieder betont.
"Die
Beiträge der Synodenväter haben heute angefangen. Es gab heute Morgen dreiundzwanzig
Wortmeldungen, die vorwiegend zum ersten Teil des instrumentum laboris gehörten. Also
vorwiegend zu allgemeinen Fragen. Da geht es tatsächlich um die Bibel als ein Ganzes.
Dann auch die Frage: Wie können wir die Bibel wirklich den Menschen vermitteln? Also
die Kenntnis, auch die volkstümliche Kenntnis. Einer hat gesagt: Früher gab es viele
Sprichworte die sich auf die Bibel bezogen. Die versteht heute keiner mehr. Also:
Wie können wir die Bibel wieder in die Kultur des Volkes eindringen lassen? Dann das
große Thema der kulturellen Vermittlung, der Frage der Predigt und die Verbindung
zwischen Verkündigung und Lehramt, Theologie und Lehramt. Ich denke aber das wird
in anderen Beiträgen noch kommen, weil das auch in anderen Teilen des instrumentum
laboris eine Rolle spielt."
Was glauben Sie wird in den nächsten zweieinhalb
Wochen geschehen, was werden konkrete Schritte sein?
"Es wurden ja heute
schon einige konkrete Vorschläge gemacht von den Synodenvätern. Man hat zum Beispiel
ein Direktorium für die Predigt vorgeschlagen. Man hat vorgeschlagen, dass es internationale
Kongresse über das Wort Gottes geben soll, nicht für Fachexegeten, sondern wie die
eucharistischen Kongresse. Treffen, die sich um die Bibel gruppieren. Man hat Schritte
für ein katholisches Verständnis der Bibel vorgeschlagen um den Fundamentalismus verhindern
zu können. Es gibt Vorschläge für die Inkulturation der Bibel. Also, da wird sehr
viel konkretes herauskommen. Aber es ist heute erst der erste Tag und das waren erst
ein Zehntel der Synodenväter. Wir haben noch neunzig Prozent vor uns, plus die Kleingruppen."
Die Rolle des Papstes?
"Der Papst ist ein äußerst aufmerksamer
Zuhörer. Er hat ja bisher nur die einleitende Meditation gehalten. Ob er sich dann
bei den freien Beiträgen zu Wort meldet, müssen wir abwarten. Aber er ist ein sehr
aufmerksamer Zuhörer und ein aufmerksamer Präsident dieser Synode. Die Bischöfe fühlen
sich ernst genommen von seiner Art anwesend zu sein."