2008-10-06 15:10:10

Österreich: Krätzl regt Reformen an


Die Kirche sollte in ihrer aktuellen Umbruchssituation mehr auf Lösungsvorschläge des ganzen Gottesvolkes hören, da auch aus diesem der Heilige Geist sprechen könne. Das hat der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl angeregt. „Viele warten darauf, was Rom sagt. Doch wir müssen auch selbst weiterdenken“, betonte der 76-jährige bei einem Vortrag in St. Pölten. Konkret nannte er den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, die Frage des Zölibats und der Priesterweihe für „viri probati“ sowie die vatikanischen Positionen zur Empfängnisregelung. „Die Kirche sollte eine heilende, erlösende Institution sein, wo die Menschen Hilfe bekommen“, sagte der Bischof zur Frage der wiederverheirateten Geschiedenen. Es müsse Lösungen geben, die „nicht an der Lebenswirklichkeit der Menschen vorbei gehen“. Ähnliches gelte mit Blick auf die Empfängnisregelung. 38 Bischofskonferenzen hätten zum Erscheinen der Enzyklika „Humanae Vitae“ „Zusatzerklärungen“ veröffentlicht, die das Prinzip der „verantworteten Elternschaft“ herausarbeiteten. Es schwäche nicht die Autorität des kirchlichen Lehramtes, sondern stärkte sie, wenn lehramtliche Äußerungen, die so wichtige Lebensbereiche wie Sexualität betreffen, „viel sorgfältiger mit Moraltheologen, Humanwissenschaftlern und vor allem mit Betroffenen vorbereitet werden“, stellte der Bischof fest.
Zur Frage des Priestermangels erinnerte Krätzl daran, dass die Lage in anderen Erdteilen „viel dramatischer“ sei als in Europa. Überlegenswert finde er den Vorschlag des Wiener Pastoraltheologen Paul Zulehner, neben Priestern bewährte Gemeindemitglieder als „Leutpriester“ einzusetzen. Er sei kein Gegner des Zölibats. Jedoch sei die Spendung der Sakramente in Gefahr, daher sei zu überlegen, ob nicht der Zölibat freigegeben werden sollte.

Außerdem sprach sich der emeritierte Wiener Weihbischof für eine Aufwertung der Weltbischofssynode aus. Unter den strukturellen Reformen der Kirche scheine ihm eine Dezentralisierung nötig. Er plädierte für eine „Verwirklichung der Kollegialität unter den Bischöfen, wie sie das Konzil als Prinzip der Kirche wiederentdeckt hat“, für eine Stärkung der Bischofskonferenzen sowie generell eine Betonung des „synodalen Prinzips“.
(kap 06.10.2008 gs)








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