In der Krise um enteignetes Kircheneigentum verschärft sich weiter der Tonfall. Ministerpräsident
Nguyen Tan Dung warnt vor einer Verschlechterung im Verhältnis Staat-Kirche und auch
im Verhältnis zum Vatikan, wenn der Erzbischof von Hanoi nicht nachgibt. Erzbischof
Joseph Ngo Quang Kiet „fordert den Staat heraus und fügt der Nation Schaden zu“, meinte
der Regierungschef bei einem Gespräch mit mehreren Bischöfen in Hanoi. Wenn die Bischofskonferenz
Erzbischof Kiet nicht zur Ordnung rufe, werde das „negative Folgen haben“. Dass die
Bischöfe dem Politiker widersprachen, wird in dem offiziellen Statement mit Schweigen
übergangen. Auch ihre Klage, gegen die Kirche sei derzeit eine Kampagne im Gang, wird
in den offiziellen Medien nicht erwähnt. Der Premierminister wiederholte auch nicht
sein Versprechen vom Februar, dass er der Kirche das Gelände der früheren Nuntiatur
in Hanoi wiedergeben werde. Um dieses Gelände sowie um das Grundstück einer Pfarrei
in Hanoi, die in den sechziger Jahren von den Kommunisten enteignet worden waren,
ist in Vietnam ein heftiger Streit zwischen Staat und Kirche entbrannt.