2008-09-28 11:45:31

Vatikan: 30 Jahre Johannes Paul I.


RealAudioMP3 Vor genau dreißig Jahren starb Papst Johannes Paul I.. Papst Benedikt XVI. würdigte ihn beim Angelusgebet als demütigen Seelenhirt. Pater von Gemmingen SJ hat mit dem Journalisten Viktor Willi über die Ausstrahlung und die Bedeutung des 33-Tage-Papstes gesprochen.

„Die Audienzen haben einen größeren Anklang gefunden als ich je es gefunden habe. Ich habe sechs Päpste erlebt von Pius XII. bis zu diesem Papst. Und nicht einmal Johannes XXIII., auch nicht Johannes Paul II., hatte einen solchen Widerhall wie dieser Papst in 33 Tagen in vier Audienzen.“

Das entscheidende waren nicht die Worte des Papstes, sondern seine Ausstrahlung.

„Die ganze Art, wie er diese Audienzen gestaltete, dieser Humor auch, diese Zugänglichkeit, diese Ausstrahlung... Er war die Demut in Person. Er hat auch ausdrücklich gesagt: Die Bescheidenheit ist die größte Tugend, ohne sie kann nichts anderes Wert haben. Er hat Bescheidenheit und Liebe in gelassener Heiterkeit empfohlen, geradezu als Leitmotiv.“

Er hatte in seiner Jugend heftige Zweifel, ob er würdig sei, Priester zu werden. Und erst recht Bischof oder Patriarch.

„Es hat ihn dann eben getroffen, gerade weil er nicht wollte. Das war auch überzeugend. Der letzte wurde der erste. Er wurde mit 110 von 111 Stimmen im vierten Wahlgang gewählt. Er hat sich nie beteiligt an diesen Machenschaften und Vorgesprächen, um Papst zu werden. Sie wussten alle: Er wollte nicht!“

Aufmerksame Beobachter konnten schon ahnen, dass das Los auf ihn fallen würde. Denn Papst Paul VI. hatte ihn bei einem Besuch in Venedig seine Stola über die Schulter gelegt.

„Das war wie eine Vorbestimmung, und nie hat dieser Papst einem anderen Kardinal dieses Zeichen der Wertschätzung erwiesen. Er war ganz verlegen und hat gesagt: 'Santità, Heiligkeit, was tun Sie da?' Und Paul VI. hat geantwortet: ‚Ich weiß genau, was ich tu.’ Und die Kardinäle haben das gewusst. Und so wurde er irgendwie bereits von seinem Vorgänger vorherbestimmt.“

Kardinal Albino Luciani, ab 1973 Patriarch von Venedig, war im ersten Konklave des Jahres 1978 am 26. August an die Spitze der katholischen Weltkirche gewählt worden. Bereits am 28. September erlag der 65-Jährige einer Herzschwäche. Für Spekulationen um einen Giftmord oder eine vatikanische Verschwörung, wie sie in Bestsellern propagiert wurden, gab es keine Anhaltspunkte. Aus dem zweiten Konklave des Jahres 1978 war dann der Krakauer Kardinal Karol Wojtyla als Papst hervorgegangen, der sich den Namen Johannes Paul II. gegeben hatte.
Es läuft derzeit ein Seligsprechungsverfahren für Johannes Paul I. Der Patriarch von Venedig, Kardinal Angelo Scola, feierte aus Anlass des dreißigsten Todestages am Sonntag im Markusdom von Venedig einen Gottesdienst. Vor seiner Wahl zum Nachfolger Pauls VI. war Albino Luciani Oberhirte der Lagunenstadt.

(rv 28.09.2008 mc)







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