2008-09-27 12:46:49

Dossier: Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz


Am Donnerstag Abend ist in Fulda die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe zu Ende gegangen. Birgit Pottler war für Radio Vatikan vor Ort. Hier finden Sie alle Berichte zu diesem Thema:

Zollitsch, „Kirche ist mehr als eine Bundesagentur für Werte“
RealAudioMP3 Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat zu einem engagierten Glaubensbekenntnis in der Gesellschaft von heute aufgerufen. Christlicher Glaube brauche „neue Strahl- und Formkraft, sagte Erzbischof Robert Zollitsch am Montag zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Zum ersten Mal leitet der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch die Versammlung am Traditionsort Fulda. Er war im Frühjahr zum Vorsitzenden gewählt worden. Kardinal Karl Lehmann aus Mainz war nach mehr als 20 Jahren im Amt aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten.


In seinem Eröffnungsreferat forderte Zollitsch einen offensiven Umgang mit dem Glauben. Kirche habe der Welt und der Gesellschaft etwas zu sagen. Zollitsch kritisierte eine „Gesellschaft in Eile“, die jenen Menschen, die dem Mobilitätsdruck nicht stand hielten, „nur verminderte Teilnahme gewährt“. Kirchlich ortete er unterschiedliche Erwartungen von Katholiken, einen „ausgeprägten Individualismus“ und „mangelnde Einheit“. Zeitgemäße Seelsorge müsse dem Menschen nachgehen, forderte der Freiburger Erzbischof, der lange Jahre für die Priesterausbildung und die pastoralen Mitarbeiter seines Erzbistums zuständig war. In größer werdenden Seelsorgeeinheiten sei „der Ruf der Stunde: zusammenarbeiten, einander ergänzen, voneinander profitieren“. Die Kirche sei „nützlich“ für die Gesellschaft, dürfe sich aber nicht auf Dienstleistung als „Bundesagentur für Werte“ reduzieren lassen. Kirche mache vielmehr „den Dienst Gottes an den Menschen präsent“. Zollitsch forderte von seinen Mitbrüdern im Bischofsamt „klare Aussagen, prophetische Kritik und herausfordernde Perspektiven“. Auch hier führe an der Ökumene kein Weg vorbei, so Zollitsch. Gemeinsam und „einvernehmlich“ würden die Christen mehr wahrgenommen.


Thematischer Schwerpunkt der Vollversammlung ist ein Studientag „Kirche und Medien“ am Mittwoch. Dabei geht es vor allem um das geänderte Medienverhalten der Menschen und mögliche Konsequenzen für die Medienarbeit der katholischen Kirche in Deutschland. „Entscheidungen werden am Mittwoch aber keine fallen“, betonte Erzbischof Zollitsch vor Beginn der Versammlung. Zur öffentlichen Diskussion um den Bau von Moscheen wollen die Bischöfe eine gemeinsame Erklärung verabschieden.


Den Abschluss des viertägigen Bischofstreffens bildet traditionell ein Gottesdienst im Fuldaer Dom am Grab des Heiligen Bonifatius. Jeder der 67 Bischöfe lässt sich mit der Reliquie des Apostels der Deutschen für den Dienst in den Diözesen segnen.
(rv 22.09.2008 bp)
 
Zollitsch fordert Aufnahme von Irak-Flüchtlingen
RealAudioMP3 Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat die Aufnahme von Christen aus dem Irak in Deutschland gefordert. „Wir haben eine Verpflichtung, diesen Menschen zu helfen“, sagte der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch am Montag in Fulda. Angehörige verschiedener Minderheiten, die während des Krieges geflohen seien und jetzt rechtlos in Nachbarländern wie Syrien und Jordanien lebten, bräuchten Hilfe.
„Wir halten es für eine Pflicht, dass wir diesen Menschen eine Perspektive geben und ihnen in ihrer Not entgegen kommen. Es geht uns nicht darum, Christen, die heute im Irak leben, zur Auswanderung zu motivieren. Wir sind daran interessiert, dass Christen im Irak bleiben. Sie leben dort seit dem ersten Jahrhundert, und es ist wirklich erschreckend, dass jetzt im 21. Jahrhundert viele ausgewandert sind. Ich hoffe, dass sich ein Weg findet, dass Deutschland vorangeht und hier ein Zeichen setzt.“
Darüber habe er mit Innenminister Wolfgang Schäuble und der Migrationsbeauftragten der Bundesregierung, Maria Böhmer, gesprochen. Das Anliegen der katholischen Kirche sei bekannt.
„Ich habe festgestellt, dass es innerhalb der Bundesregierung eine differenzierte Sicht dazu gibt. Wir sind klar der Meinung, dass wir eine Verpflichtung haben, diesen Menschen zu helfen, und ich bedaure, dass nicht alle in der Bundesregierung das so sehen. Aber ich habe die Hoffnung, dass wir eine Lösung finden, denen, die bedrängt sind – im Irak, in Jordanien und in Syrien – eine Möglichkeit zu geben, bei uns Aufnahme zu finden. Es werden keine riesengroßen Zahlen sein.“
(rv 22.09.2008 bp)


Zollitsch für Moscheebau mit Maß
RealAudioMP3 Die deutschen Bischöfe wollen eine gemeinsame Erklärung zur öffentlichen Diskussion über den Bau von Moscheen in Deutschland verabschieden. Dazu debattieren sie bei ihrer aktuellen Herbst-Vollversammlung in Fulda. Der Text soll sich besonders an betroffene Kirchengemeinden und kommunale Verantwortungsträger richten. Dazu der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch:
„Wir wollen einen Impuls an die Gesellschaft geben und zur Versachlichung der Diskussion in Deutschland beitragen.“
Zollitsch verteidigte das Recht der Muslime auf freie Ausübung ihrer Religion. Bewusste Konfrontation wies er jedoch zurück.
„Wir sind aufgrund der Religionsfreiheit der Ansicht, dass dort, wo Menschen leben, sie auch das Recht haben, ihre Religion auszuüben und dass das, was dazu notwendig ist, dann auch geschehen soll. In welchem Maße – darüber kann man diskutieren. Es kommt stets auf den Kontext an; ob es etwa darum geht in Konfrontation zu gehen und ein Stück Macht zu zeigen, oder ob es wirklich um den Bedarf geht, der örtlich gegeben ist.“
Die Kirche in Deutschland hofft auf das positive Beispiel der Diskussion für Länder mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit. Vor allem für die christliche Minderheit in der Türkei erhofft sich Zollitsch mehr Rechte:
„Ich hoffe, dass es Einfluss hat auf die Diskussion in der Türkei, dass man sich dort öffnet und sagt, die Christen, die dort leben, auch das Recht haben, ihre Kirche zu bauen. Diese Hoffnung habe ich dezidiert.“
Ab kommenden Montag bereist eine Delegation der Deutschen Bischofskonferenz die Türkei. Unter Leitung des Kölner Kardinals Joachim Meisner besuchen zehn Oberhirten auch Tarsus, die Geburtsstadt des Heiligen Paulus. Meisner hatte sich dort für eine christliche Kirche eingesetzt. Zollitsch kündigte an, dass die deutschen Bischöfe versuchten, Einfluss auf die Regierung zu nehmen, Christen im Land die freie Religionsausübung zu gewähren.
(rv 22.09.2008 bp)
 
Alte Messe: Angebot ausreichend, Nachfrage gedeckt
RealAudioMP3 Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat Berichten widersprochen, die deutschen Bischöfe sorgten nicht für ein ausreichendes Angebot an Messfeiern im außerordentlichen Ritus. Ein Jahr nach Inkrafttreten des päpstlichen Motu Proprio „Summorum Pontificum“ wollen die Bischöfe bei ihrer Herbstvollversammlung in Fulda eine Zwischenbilanz über die Messfeiern im alten Ritus ziehen. Dazu liegen die Ergebnisse einer Umfrage in den Diözesen vor. Medienberichten der vergangenen Tage zufolge verschleppten mehrere Diözesen entsprechende Gesuche von Gläubigen. Erzbischof Robert Zollitsch wies diese Darstellungen zurück. Zugleich kritisierte er das Verhalten einzelner Anhänger der alten Messe.
„Es ist nun so, dass einige versucht haben, eine Art Agentur zu gründen und sagen, „wir organisieren dort wo wir meinen, dass es sinnvoll ist, die Messe“. Das entspricht nicht der Regelung, zuständig sind der Pfarrer und der Bischof. Unsere Umfrage wird zeigen, dass wir dort, wo berechtigte Wünsche waren, diesen Wünschen entgegengekommen sind. Die Umfrage wird das, so viel kann ich schon voraus sagen, tatsächlich widerlegen. Es gibt natürlich Leute, die daran interessiert sind, mehr zu erreichen, als an Bedarf da ist.“
Nach Abschluss der Bischofsversammlung am Freitag wolle er die Ergebnisse der Umfrage zu Bedarf und Angebot der Messfeiern im außerordentlichen Ritus vorlegen, so der Bischofskonferenzvorsitzende Zollitsch. (rv)


Schick, „Menschenrechtsfrage in China bleibt ungelöst“
RealAudioMP3 Die Kirche in Deutschland ruft zur Solidarität mit den Christen in China auf. Die Kirche in dem kommunistischen Land sei nicht frei, obwohl sich die Lage der Christen in den letzten 25 Jahren verbessert habe, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, an diesem Dienstag in Fulda.
Die so genannte Untergrundkirche lebe in der Illegalität und dürfe offiziell gar nicht existieren, der staatlich anerkannte Teil der Kirche stehe trotz gewisser Freiheiten unter ständiger Kontrolle, betonte Erzbischof Schick bei der Vorstellung der diesjährigen Initiative „Solidarität für verfolgte und bedrängte Christen“.
„Gegen Verfolgung und Unterdrückung muss immer wieder die Stimme erhoben und alles getan werden, dass das nicht geschieht, sondern alle Menschen in Freiheit auch ihre Religion leben können und wirken können. Das muss auch für die Christen gelten, auch für die Christen in China.“
Die Katholiken in China müssten geeint sein und geeint wirken, so wie es auch Papst Benedikt XVI. 2007 in seinem Brief an die Katholiken in China gewünscht hatte. Diese Spaltung müsse überwunden werden, so Schick.
„Weil es diese beiden Gruppierungen gibt, ist die gewünschte einheitliche Vorgehens- und Handlungsweise noch erschwert. Wenn die Einheit vorhanden wäre, könnte sicher von der katholischen Kirche auch klarer gegenüber Regierung oder Partei gesprochen werden, und es könnten auch leichter die verschiedenen Aktionen im liturgischen, erzieherischen und sozialen Bereich von statten gehen.“

Mit welchen Schwierigkeiten die Christen in China zu kämpfen haben, schilderte der Leiter des Chinazentrums in St. Augustin, Pater Anton Weber. Die Religionsfreiheit werde zwar in der Verfassung gewährleistet, aber dennoch werde der Religion in China „nicht oder noch nicht“ jenes Maß an Freiheit gewährt, die der internationale Menschenrechtsstandard fordere.
„Es ist bekannt, dass von den Behörden - um Informationen über das Personal und die Aktivitäten der Kirche zu sammeln -  Telefongespräche abgehört werden, ja dass versucht wird, Laien und kirchliches Personal durch Bestechung als Informanten zu gewinnen. Priester und Bischöfe müssen regelmäßig an politischen Schulungen teilnehmen, die Ausbildung an den Priesterseminaren wird überwacht.“
Hier mehr zum Thema: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=232874
(rv 23.09.2008 bp)
 
Lehmann, „Religionen beten nebeneinander, nicht miteinander”
RealAudioMP3 Für eine notwendige „Unterscheidung der Geister” im interreligiösen Dialog hat sich der Vorsitzende der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Karl Lehmann ausgesprochen. Gleichzeitig wandte er sich gegen das gemeinsam gesprochene Gebet von Angehörigen verschiedener Religionen. Zwischen den Partnern des interreligiösen Dialogs brauche es eine ebenbürtige Anerkennung nach dem klassischen Grundsatz „ein Gleicher redet mit einem Gleichen”, sagte Lehmann an diesem Mittwoch in Fulda bei der Vorstellung der zweiten aktualisierten Auflage der Arbeitshilfe „Leitlinien für das Gebet bei Treffen von Christen, Juden und Muslimen”.
„Aber dies bedeutet nicht eine Gleichschaltung und Gleichwertigkeit, schon gar nicht eine Gleichgültigkeit der Religionen untereinander. Ich muss zunächst einmal den Gesprächspartner auf derselben Ebene annehmen auf der ich selber bin, deswegen gibt es auch einen Vorschuss der Annahme des Anderen. Vielmehr muss die Überzeugung vom Wahrheitsanspruch des eigenen Glaubens mit der Bereitschaft und Öffnung zum Dialog mit den anderen Religionen einhergehen.”


Die Arbeitshilfe richtet sich an die Verantwortlichen in Gemeinden, Schulen, Verbänden und Krankenhäusern. Ihnen sollen konkrete Anregungen und Hilfen für religiöse Begegnungen mit Angehörigen anderer Religionen an die Hand gegeben werden. Anders als früher spreche man nicht mehr von „Feier” und „multireligiös”, um Missverständnissen vorzubeugen.
„Die auf dem Weltgebetstreffen in Assisi 1986 von Papst Johannes Paul II. formulierte Aussage, nicht gemeinsam zu beten, sondern im Beisein des anderen und jeder für sich aus seiner eigenen Tradition heraus, wird weiterhin als Grundlage des Textes unverändert und durchgängig vertreten.”
(rv/pm 24.09.2008 bp)

 
Keine Lösung für Irakflüchtlinge in Sicht
RealAudioMP3 Europa soll in Verhandlungen über die Aufnahme von Irakflüchtlingen treten. Diese Forderung der katholischen Kirche bekräftigte jetzt der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick. Die EU-Innenminister haben nach wiederholter Debatte auch an diesem Donnerstag keinen Beschluss zur Aufnahme irakischer Flüchtlinge gefasst. Eine Entscheidung wird nach Angaben der EU-Kommission wohl erst Ende November fallen.

Erzbischof Ludwig Schick:
„Unsere wichtigste Aufgabe ist im Augenblick, die Regierung dazu zu bewegen, der Aufnahme näher zu treten. Wir möchten, dass die Regierungen in Europa und auch die Deutsche da vorangehen.“
Die deutschen Bischöfe und die Bundesregierung stünden im Kontakt, betonte Schick. Es sei jedoch nicht rechtens, die Verantwortung an Kirchengemeinden abzutreten.
„Wir möchten, dass ein größeres Kontingent aufgenommen wird. Wir sind dann mit unseren Gemeinden und Strukturen bereit zu helfen, dass die Menschen hier gut ankommen und Lebensmöglichkeiten haben. Aber zunächst sind die Regierungen aufgefordert.“
Was die deutsche Kirche unter einem „größeren Kontingent“ versteht, kann auch Weltkirchenbischof Schick nicht präzisieren. Noch fehlten genaue Kenntnisse über die Situation der Flüchtlinge in den Nachbarländern des Irak.„Wie viele es genau sind, wissen wir nicht, weil im Augenblick die Dinge nicht richtig vorangebracht werden. Die Regierungen sind noch nicht so weit, dass sie Verhandlungen mit den Staaten aufnehmen. Erst dann würden die Flüchtlingszahlen offen liegen und erst dann kann auch über die Aufnahmezahlen gesprochen werden.“

Nach Angaben der EU-Kommission wird Anfang November eine europäische Abordnung in die Region reisen, um gemeinsam mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen den Bedarf zu ermitteln. Erst danach könne der Rat über eine gemeinsame Herangehensweise entscheiden, sagten Diplomaten in Brüssel.
(rv/pm 25.09.2008 bp)
 

 
Gemeinsame Erklärung: Moscheedebatte muss versachlicht werden
 RealAudioMP3 Die katholischen Bischöfe haben das Recht der Muslime auf den Bau von Moscheen in Deutschland betont. Religiöse Gebäude dürften jedoch nicht „zum Ausdruck von Machtansprüchen oder Rivalität“ missbraucht werden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die an diesem Freitag in Fulda zum Ende ihrer Herbstvollversammlung veröffentlicht wurde.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, verwies auf die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit. Die Genehmigung zum Moscheebau in Deutschland könne nicht von der Situation in muslimischen Ländern abhängig gemacht werden, sagte Zollitsch.
„Zur Religionsfreiheit gehört das Recht – auch der Muslime in unserem Land – ihre Religion auszuüben und dementsprechend auch Moscheen zu bauen. Wir haben die Religionsfreiheit und stehen dazu, bitten aber zugleich die Muslime, dass sie sich in ihren Heimatländern dann ebenfalls für die Religionsfreiheit einsetzen.“

Mit ihrer Orientierungshilfe wollen die deutschen Bischöfe zur Versachlichung der Diskussion in der Gesellschaft beitragen. Erste Adressaten des vierseitigen Papiers sind die Kirchengemeinden, um Hilfen für das Gespräch mit Muslimverbänden und politisch Verantwortlichen zu erhalten. Die Moscheevereine werden zur Zusammenarbeit und zur offenen Diskussion aufgerufen.
„Es ist schade, dass Religion immer wieder Anlass für Spannungen ist. Unser Anliegen ist das Gegenteil: Wir wollen dazu beitragen, dass Religion zum Brückenbau beiträgt und zur besseren Verständigung.“

Entschieden verwehren sich die Bischöfe dagegen, Sorge und Ängste der Bevölkerung zu instrumentalisieren…
„auch politisch zu instrumentalisieren. Debatten über den Bau von Moscheen sind grundsätzlich legitim, denn man soll über solche Fragen auch sprechen. Kritik und das kritische Gespräch sind erlaubt, aber Hetze ist nicht erlaubt.“

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz legt Wert auf die konkreten Umstände, in denen Moscheen errichtet werden. Die Frage der Größe und angeschlossenen islamischen Einrichtungen spiele eine Rolle, ebenso die Auswirkungen auf städtebauliche und soziale Fragen.
„Man darf dann auch darüber sprechen, ob, wenn solche Zentren sehr groß werden, das eher der Ghettobildung dient, denn der Integration. Ich persönlich forciere sehr Predigten in deutscher Sprache, denn das ist eine Übersetzung in unseren Kontext hier in Deutschland. Wir wollen helfen, dass die Menschen kein Ghetto bilden, weder in der eigenen Sprache noch in der eigenen Wirtschaft. Wir haben ja auch Wert darauf gelegt, dass Imame, die aus der Türkei kommen, vorher dort Deutsch lernen, aber wir merken auch, dass da noch einiges nachgeholt werden muss.“

Bei einer Reise in die Türkei werde die deutsche Bischofskonferenz in der nächsten Woche noch einmal das Thema Religionsfreiheit ansprechen. Unter Leitung des Kölner Kardinals Joachim Meisner brechen zehn deutsche Bischöfe zu einer Wallfahrt auf den Spuren des Apostels Paulus auf. Unter anderem besuchen sie Tarsus, die Geburtsstadt des Heiligen. Zollitsch:
„Wir werden dort in Erinnerung rufen, dass es möglich sein muss, dass Christen zur der Kirche, die in Tarsus steht und zu einem Museum deklariert wurde, pilgern und dort Gottesdienst feiern können.“

Die Bischofskonferenz hatte bereits 1982 und 1993 eine Arbeitshilfe „Christen und Muslime in Deutschland“ vorgelegt. Eine Neufassung 2003 ging dann auch detailliert auf den Moscheebau ein. Schon lange vor der aktuellen Diskussion in Deutschland warnten die Bischöfe darin vor Missbrauch religiöser Bauten.
(rv 26.09.2008 bp)

 

 
Neues zur Sexualmoral
RealAudioMP3 Die deutschen Bischöfe wollen sich erneut mit der Sexualmoral der katholischen Kirche befassen. 40 Jahre nach Veröffentlichung der Enzyklika „Humanae Vitae“ und dem Nein zur künstlichen Empfängnisverhütung sei eine neue Verständnishilfe für die Menschen, gerade auch für die Jugend wichtig, erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, zum Abschluss der Herbstvollversammlung am Freitag in Fulda.
„Es geht darum, wie helfen wir zu einer angemessenen Auseinandersetzung, die nicht nur einseitig die Spannung zwischen Lehramt und Gewissen bringt, oder einseitig nur auf Familienplanung hinweist, sondern wie die Frage nach Personalität, Liebe, Partnerschaft, Ehe und Treue heute neu dargestellt werden kann und wie wir dies heute verkünden können, denn wir spüren eine Neubesinnung auf das personale Geschehen, und das scheint uns sehr wichtig zu sein.“

Die Herbstvollversammlung der Bischöfe habe dazu der Glaubenskommission einen Auftrag erteilt. Der Anstoß dazu sei jedoch nicht aus Rom, sondern aus dem Kreis der Bischöfe selber gekommen, so Zollitsch.
„Es wurde auch angesprochen, dass wir manche problematische Tendenzen im schulischen Sexualkundeunterricht sehen, wenn es etwa nur darum geht, technische Möglichkeiten der Emfpängnisverhütung zu vermitteln, ohne das personale Geschehen miteinzubeziehen. Auch durch die heutige Reproduktionsmedizin kommen Fragen auf, wo wir uns um der Würde des Menschen willen zu Wort melden sollen.“

In der Enzyklika „Humanae Vitae - Über die rechte Ordnung der Weitergabe des menschlichen Lebens“ vom 25. Juli 1968 befasste sich Paul VI. mit einer ganzheitlichen Sicht des Menschen, der ehelichen Liebe und der Würde von Mann und Frau. Heftig kritisiert werden bis heute Passagen, die jegliche Form der künstlichen Empfängnisverhütung ablehnen und katholischen Ehepaaren nur natürliche Methoden der Verhütung erlauben. Die deutschen Bischöfe reagierten Ende August 1968 mit ihrer „Königsteiner Erklärung“ auf das päpstliche Rundschreiben. In dem Dokument widersprachen sie der Enzyklika nicht, versuchten aber, pastorale Hilfen zu geben und die persönliche Gewissensentscheidung der Eheleute zu respektieren.

Beide Dokumente behielten ihre Gültigkeit, betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Bis zum Frühjahr soll die Glaubenskommission jedoch unter Federführung von Kardinal Karl Lehmann neue weiter gehende Überlegungen aus heutiger Sicht präsentieren. Zollitsch:
„Es geht nicht um eine Revision, sondern um eine Weiterführung angesichts der Fragen, die sich zusätzlich gestellt haben.“
(rv 26.09.2008 bp)
 

 
Abschlussbericht: Bischöfe zur Alten Messe, zu Ökumene und Ehe
RealAudioMP3 Am Donnerstag Abend ist in Fulda die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe zu Ende gegangen. Erstmals stand sie unter Leitung des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch. An diesem Freitag präsentierte er die Ergebnisse der Beratungen vor der Presse.


Neben der erwarteten gemeinsamen Erklärung zum Moscheebau in Deutschland – Radio Vatikan berichtete – thematisierte Zollitsch die Messfeiern im außerordentlichen Ritus. Der Bedarf in Deutschland sei gedeckt, sagte Zollitsch mit Verweis auf eine in allen deutschen Diözesen durchgeführte Umfrage.
„Das Ergebnis zeigt, das Motu Proprio von Papst Benedikt aus dem Jahr 2007 wird aktiv aufgenommen und auch aktiv umgesetzt, wo Leute da sind, die sich dafür interessieren.“
War es 2006 noch in nur 31 Orten möglich, die Messe im außerordentlichen Ritus zu feiern, hat sich die Zahl inzwischen verdreifacht. 98 Orte bieten diese Messe an. Die Zahl der Priester hat sich nach Angaben der Bischöfe verdoppelt.
Zollitsch: „Das zeigt deutlich, wo Bedarf da ist, reagieren wir positiv. Aber der Bedarf ist auch nicht so groß, dass man noch viel mehr Orte braucht. Es geht auch nicht darum, künstlich Bedarf zu schaffen, denn das ist nicht unsere Aufgabe. Ich bin froh, dass wir diese Umfrage haben und ich werde darüber auch nach Rom berichten. Wenn Gesprächsbedarf ist, bin ich gerne bereit, Rede und Antwort zu stehen, das gehört mit dazu.“

Erneut wies Zollitsch Presseberichte zurück, der Vatikan sei enttäuscht über die Haltung der deutschen Bischöfe und eine restriktive Umsetzung der päpstlichen Weisung zur allgemeinen Zulassung der Messe im erneuerten Ritus von 1962. Er berichtete von einer eigenen Unterredung mit Camille Perl, dem Vizepräsidenten der Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“, die für Kontakte zu Traditionalisten und Belange des tridentinischen Ritus zuständig ist.
„Ich kann diese Meldungen nicht verstehen. Wir waren bei der zuständigen Stelle in Rom, haben ausführlich über die Situation gesprochen. Man sagte uns ganz klar, dass man eine Regelung im Einvernehmen mit den Bischöfen wolle. Wenn über Rom versuche gemacht würden, solche Dinge zu erreichen, schicke man das regelmäßig an die Bischöfe. Es gab keine Kritik am Verhalten von irgendeinem der deutschen Bischöfe.“
Ziel – auch darin sei man mit Ecclesia Dei einer Meinung – sei nicht etwa, die Traditionalisten zurück zu gewinnen, sondern Menschen, die diese Messe schätzen, eine Beheimatung in der Kirche zu geben.


Zollitsch kündigte außerdem eine Fortsetzung des theologischen Gesprächs mit der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) an. Fünf Jahre will man sich Zeit nehmen für das Thema „Gott und die Würde des Menschen.“ Die Teilnehmer des Dialogs sollen noch benannt werden. An der Ökumene führe kein Weg vorbei, hatte Zollitsch schon im Eröffnungsreferat zur Vollversammlung betont. Gemeinsam und „einvernehmlich“ würden die Christen mehr wahrgenommen. An diesem Freitag erklärte er:
„Wir hoffen, dass es uns gelingt, im Gespräch zu stärkeren gemeinsamen Positionen zu kommen, denn sie erreichen mehr Menschen. In einer Demokratie geht es ja auch darum, Menschen zu überzeugen, dass das, was wir vertreten das Richtige ist und möglichst viele dann auch dafür zu gewinnen.“


Weiteres Thema: Die kirchliche Trauung ohne vorhergehende standesamtliche Trauung. Die Vollversammlung hat sich nach, so Zollitsch, „intensiver Diskussion dazu entschieden“, im Rahmen der kirchlichen Ehevorbereitung ein „Nihil obstat“ (lat.: „es steht nichts dagegen“) für Brautpaare einzuführen, die vor der kirchlichen Trauung nicht bürgerlich heiraten. Sie müssen eine Erklärung abgeben, dass sie über das Fehlen rechtlicher Wirkungen einer kirchlichen Trauung im staatlichen Bereich belehrt worden seien. Entsprechende Formulierungsvorschläge werden derzeit erarbeitet.
(rv 26.09.2008 bp)

 
Sachlich, offen, spannend. Die Bischofskonferenz aus Korrespondentensicht
Vier Tage lang debattierten, beteten und studierten die deutschen Bischöfe in Fulda. Auf der Tagesordnung ihrer Herbstvollversammlung standen eine gemeinsame Erklärung zum Moscheebau, ein Studientag zum Thema Medien und zahlreiche Einzelfragen zu Liturgie und Ökumene. Am Freitag stellte der neue Vorsitzende Robert Zollitsch die Ergebnisse vor. Birgit Pottler war für Radio Vatikan vor Ort, Pater Max Cappabianca hat sie nach ihren Eindrücken gefragt.
 
Ein Fazit der Vollversammlung aus Korrespondentensicht?
Es scheint ein sachliche, stringente und einmütige Versammlung gewesen zu sein, diese erste unter dem Freiburger Erzbischof. Robert Zollitsch steht für präzise Zusammenfassungen, kurze Einführungen und große Offenheit für Fragen und Diskussion. So hat er sich den Journalisten gegenüber präsentiert, und das hat sicher auch die Versammlung der Bischöfe geprägt. Kardinal Lehmann ist dabei aber keineswegs in die kontrollierende, beobachtende „Ex-Vorsitzenden“-Rolle geschlüpft, sondern scheint voll und ganz in seinen neuen Aufgaben in der Glaubenskommission aufzugehen. Zollitsch betonte die gute Atmosphäre der Versammlung und die große Gemeinsamkeit. Keine Frage sei unausgesprochen geblieben und die Bischöfe hätten bei jeder Entscheidung einen Konsens gefunden. Das scheint mir bemerkenswert, schließlich standen ja durchaus Punkte auf der Tagesordnung, Moscheebau und Alte Messe zum Beispiel, zu denen sie im Vorfeld mitunter unterschiedliche Positionen hatten.
 
Der Vorsitzende war klar die wichtigste Neuerung dieser Vollversammlung. Gab es auch thematisch neue Aspekte oder gar Überraschungen?
Überraschend war zunächst aus Journalistensicht die Ankündung, über die katholische Sexualethik und die als „Pillenenzyklika“ in Misskredit geratene Enzyklika „Humanae Vitae“ nachzudenken. Gegen solche - so Zollitsch - einseitigen Interpretationen wollen die Bischöfe neue Überlegungen einbringen, vor allem jungen Menschen eine Verständnishilfe bieten und dabei den ganzen Komplex von personaler Liebe, Partnerschaft, Treue ansprechen, anstatt sich auf ein Nein zur Empfängnisverhütung reduzieren zu lassen. Das betont Zollitsch. Er wollte dieses Thema und für die Bischöfe war es daher wohl auch alles andere als überraschend, doch im schriftlichen Pressebericht zum Abschluss tauchte es nicht auf. 1968 hatte der deutsche Episkopat ja mit der so genannten „Königsteiner Erklärung“ in Fragen der Empfängnisverhütung die Gewissensentscheidung der Eheleute stärker betont. Kardinal Meisner fordert seit Jahren laut eine Korrektur. Die soll es laut Zollitsch jedoch nicht geben. Bis zum Frühjahr muss jetzt Kardinal Lehmann, der ja selbst als langjähriger Episkopatsvorsitzender mit dieser Diskussion konfrontiert war, mit der Glaubenskommission einen Kompromiss erarbeiten.
Wirklich neu waren für viele Bischöfe die technischen Neuerungen der Medienwelt. Einen Tag lang informierten sie sich über Medienverhalten und Möglichkeiten. Zeitung, Radio, Fernsehen - das kennen wir, hieß es, aber im Internet da waren viele wohl noch nicht „wirklich drin“. Den Herren machte es Freude, sie sponnen Ideen und warten jetzt gespannt auf bewegte Bilder von Gottesdiensten im Netz - oder zumindest auf erste Vorschläge ihrer Medien- und Finanzexperten.
 
Was war also die Quintessenz dieser Vollversammlung, was die wichtigste Entscheidung? Wie geht es weiter?
Die Quintessenz: Wir müssen nach vorne schauen und uns nicht vor gesellschaftlichen Neuerungen, ob sie uns nun gefallen oder nicht, verschließen. Vom ersten bis zum letzten Tag riefen die Bischöfe in ihren Predigten und Erklärungen zum mutigen Glaubensbekenntnis auf, zum Bekenntnis und Engagement in der Öffentlichkeit. Die wichtigste Entscheidung mit Außenwirkung war zunächst die Orientierungshilfe zur Diskussion um den Moscheebau. Doch die Fragen nach der Sexualmoral und dem Medienauftritt werden die Bischöfe und damit die Kirche in Deutschland ja auch in Zukunft beschäftigen. Zollitsch hat ja zu neuen Schritten in der Seelsorge aufgerufen, um die Menschen besser zu erreichen. Von seinen Bischofskollegen, so sagt er, hat er „sehr viel Zustimmung erfahren“. Ich bin gespannt - auf diesen neuen Weg der Verkündigung und auf die Reaktionen.
(rv 27.09.2008 bp)








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