2008-09-26 13:19:01

D: Moscheedebatte muss versachlicht werden


RealAudioMP3 Die katholischen Bischöfe haben das Recht der Muslime auf den Bau von Moscheen in Deutschland betont. Religiöse Gebäude dürften jedoch nicht „zum Ausdruck von Machtansprüchen oder Rivalität“ missbraucht werden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die an diesem Freitag in Fulda zum Ende ihrer Herbstvollversammlung veröffentlicht wurde.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, verwies auf die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit. Die Genehmigung zum Moscheebau in Deutschland könne nicht von der Situation in muslimischen Ländern abhängig gemacht werden, sagte Zollitsch.

„Zur Religionsfreiheit gehört das Recht – auch der Muslime in unserem Land – ihre Religion auszuüben und dementsprechend auch Moscheen zu bauen. Wir haben die Religionsfreiheit und stehen dazu, bitten aber zugleich die Muslime, dass sie sich in ihren Heimatländern dann ebenfalls für die Religionsfreiheit einsetzen.“

Mit ihrer Orientierungshilfe wollen die deutschen Bischöfe zur Versachlichung der Diskussion in der Gesellschaft beitragen. Erste Adressaten des vierseitigen Papiers sind die Kirchengemeinden, um Hilfen für das Gespräch mit Muslimverbänden und politisch Verantwortlichen zu erhalten. Die Moscheevereine werden zur Zusammenarbeit und zur offenen Diskussion aufgerufen.

„Es ist schade, dass Religion immer wieder Anlass für Spannungen ist. Unser Anliegen ist das Gegenteil: Wir wollen dazu beitragen, dass Religion zum Brückenbau beiträgt und zur besseren Verständigung.“

Entschieden verwehren sich die Bischöfe dagegen, Sorge und Ängste der Bevölkerung zu instrumentalisieren…

„auch politisch zu instrumentalisieren. Debatten über den Bau von Moscheen sind grundsätzlich legitim, denn man soll über solche Fragen auch sprechen. Kritik und das kritische Gespräch sind erlaubt, aber Hetze ist nicht erlaubt.“

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz legt Wert auf die konkreten Umstände, in denen Moscheen errichtet werden. Die Frage der Größe und angeschlossenen islamischen Einrichtungen spiele eine Rolle, ebenso die Auswirkungen auf städtebauliche und soziale Fragen.

„Man darf dann auch darüber sprechen, ob, wenn solche Zentren sehr groß werden, das eher der Ghettobildung dient, denn der Integration. Ich persönlich forciere sehr Predigten in deutscher Sprache, denn das ist eine Übersetzung in unseren Kontext hier in Deutschland. Wir wollen helfen, dass die Menschen kein Ghetto bilden, weder in der eigenen Sprache noch in der eigenen Wirtschaft. Wir haben ja auch Wert darauf gelegt, dass Imame, die aus der Türkei kommen, vorher dort Deutsch lernen, aber wir merken auch, dass da noch einiges nachgeholt werden muss.“

Bei einer Reise in die Türkei werde die deutsche Bischofskonferenz in der nächsten Woche noch einmal das Thema Religionsfreiheit ansprechen. Unter Leitung des Kölner Kardinals Joachim Meisner brechen zehn deutsche Bischöfe zu einer Wallfahrt auf den Spuren des Apostels Paulus auf. Unter anderem besuchen sie Tarsus, die Geburtsstadt des Heiligen. Zollitsch:

„Wir werden dort in Erinnerung rufen, dass es möglich sein muss, dass Christen zur der Kirche, die in Tarsus steht und zu einem Museum deklariert wurde, pilgern und dort Gottesdienst feiern können.“

Die Bischofskonferenz hatte bereits 1982 und 1993 eine Arbeitshilfe „Christen und Muslime in Deutschland“ vorgelegt. Eine Neufassung 2003 ging dann auch detailliert auf den Moscheebau ein. Schon lange vor der aktuellen Diskussion in Deutschland warnten die Bischöfe darin vor Missbrauch religiöser Bauten.

(rv 26.09.2008 bp)







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