Kardinal Karl Lehmann
hat den Dialog mit dem Judentum in Deutschland gewürdigt. Von beiden Seiten sei der
Wille da, an dem festzuhalten, was man über Jahrzehnte gemeinsam erarbeitet habe,
sagte Lehmann am Mittwoch am Rand der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz
in Fulda. Mehr noch: „dass man das auch pflegt und wenn nötig verteidigt“. Theologisch
gebe es Unterschiede vor allem im Gottesbild, doch die Gemeinsamkeiten seien grundlegend
für den Dialog: „Das gemeinsame biblische Fundament von Judentum und Christentum
und die Tatsache, dass das Christentum gar nicht denkbar ist ohne das Judentum“. Die
ebenbürtige Anerkennung der Dialogpartner sei unverzichtbar. Die Debatte um die geänderte
lateinischsprachige Fürbitte für die Juden in der Liturgie des außerordentlichen Ritus
habe zwischen Katholiken und Judentum keine langfristigen Differenzen geschaffen,
meint Lehmann. „Es ist natürlich maßlos übertrieben worden, auch in unserer
eigenen Kirche. Es gab ja sehr renommierte Rabbiner auch in den USA, Neusner u.a.,
die mahnten, sich wegen dieser Äußerungen nicht zu sehr aufzuregen. Ich denke, dass
die aufgeheizte Atmosphäre jetzt insgesamt ruhiger ist. Es zeigt, wie sensibel der
Dialog ist und wie sehr man aufeinander Rücksicht nehmen muss. Es zeigt sich, dass
es nicht klug war, diese Formulierung zu gebrauchen und nicht die der erneuerten Liturgie.“
Zur
Debatte um die Seligsprechung von Papst Pius XII. sagt der deutsche Kardinal: „Es
ist sehr schwer, in dieser hochsensiblen Angelegenheit Objektivität und Differenziertheit
walten zu lassen. Es nimmt kein Ende mit der Auseinandersetzung. Deshalb ist eine
gewisse Pause ratsam, in der das historische Urteil nicht in unmittelbarer Nähe zur
Frage der Kanonisierung steht. Es tut nicht gut, wenn man das zu sehr miteinander
verbindet. Wir können offensichtlich nicht genug unterscheiden, was man wahrscheinlich
später besser kann.“ (rv 24.09.2008 bp)